Spirogyra – eine Fadenalge unter den Jochalgen


Spiralbandalgen sehen aus wie frei schwebende, grüne Wattefäden, die langsam durch das Wasser treiben. Man zählt sie auch zu den Jochalgen, in deren Umfeld sich eine Vielzahl von Kleinlebewesen im Wasser tummeln. Kieselalgen, Rädertierchen und Trompetentierchen tummeln sich in ihrer Gegenwart.










Die Spiralbandalgen vermehren sich geschlechtlich. Die Fäden der Alge kopulieren, in dem sie sich nebeneinander im Wasser treibend, durch Brücken miteinander verbinden.

Nach der Brückenbildung entstehen die sogenannten Zygoten, die wie Tigerenten-Eier aussehen. Aus den Zygoten entwickelt sich, seitlich ausbreitend, ein neuer Algenfaden. Hier sieht man den absterbenden Rest einer solchen Zygotenbildung.










Eine Nauplius-Larve ist bei den Aufnahmen durch das Gesichtsfeld gerannt und hat sich so zum Mittelpunkt des Bildes gemacht.    :)  
Aus der Naupliuslarve entwickelt sich später mal ein kleiner Wasserkrebs.



Die Außenhaut einer Spirogyra besteht aus Polysaccharin das verhindert, dass sich andere Algen oder Schmarotzer an ihr festmachen können. Eine Spirogyra ist immer glatt und sauber, egal wie es im Wasser aussieht.










Doch auch hier bestätigt die Ausnahme die Regel. Ein kleiner Algenklumpen hat sich an der Alge festgesetzt, wie diese polarisierten Dunkelfeld-Aufnahmen beweisen. Der Algenrest wir aber bei der nächten Wasserbewegung wieder abfallen. Diese Dunkelfeldaufnahmen sind zwar für eine Bestimmung der Alge ungeeignet, erfreuen den Betrachter aber durch ihre ganz besondere Ästhetik.

Das Chloroplast dieser Alge ist spiralförmig gewunden, deshalb auch der Name Spirogyra. Auf den folgenden Bildern sind die "Organe" der Spiralbandalge in 1000 facher Vergrößerung dargestellt.






 





Zygnema


Die Spiralbandalge Zygnema zählt man, genau wie die Spirogyra, zur Gruppe der Fadenalgen. Die Familie dieser Alge wird unter dem unaussprechlichen Namen  „Zygnemataceae“ von den Botanikern geführt. Diese Alge hat, bei zu wenig CO2 im Wasser, die Fähigkeit das Hydrogen-Karbonat zur Fotosynthese verwenden zu können. Die Alge gibt Hydroxid-Ionen ab wodurch der Ph Wert des Wassers in ihrer unmittelbaren Umgebung ansteigt. Die Zygnema existiert vermutlich schon seit dem Karbon, also seit 300 Millionen Jahren. Man findet sie häufig in den stillen Uferregionen von Teichen und Seen.









Hier eine Zygnema im Vergleich mit einer Spirogyra. Die beiden letzten Bilder zeigen ein Rädertierchen das im großen Tempo an den Algen entlang schwimmt um nach Futter zu suchen. Die Rädertierchen zählen zu den Wasser-Reinigern die sich am untersten Ende der Nahrungskette befinden.

Zu dieser Kategorie zählen auch die Wimpertierchen die sich, besonders in der Seitenansicht, sehr schwer fotografieren lassen. 54 Bilder wurden gemacht, nur um ein Bild zu erhalten, bei dem man das Wimpertierchen einigermaßen gut erkennen kann.
Das Tierchen nennt sich Linotus Cygnus und bekam von den Biologen den etwas ulkigen Namen "Zuckgänschen". Es hat einen langen Hals  (auf den Bildern nach links zeigend)  mit dem es erst einmal voraus "schnuppert" bevor der ganze Körper nachgezogen wird.

Das geschieht mit einer verblüffenden Geschwindigkeit. Schnell wie ein Eichhörnchen, wenn es an einem Ast entlang rennt. Diesen Eindruck hat man, wenn man das Tierchen an Wurzeln und abgestorbenen Pflanzenresten entlang laufen sieht. Zumindest empfindet man es so bei der Beobachtung durch das Mikroskop.  ;)

Der braune Algenrest auf dem sich das Wimpertierchen befindet hat einen Durchmesser von 500 my, die Fadenalgen sind etwa so dick wie ein Haar.










Der rote Pfeil rechts oben zeigt zwei Wimpertierchen in der Draufsicht. Sie hängen nebeneinander und sind in dieser Position auch meistens im Mikroskop zu sehen.

Der Pfeil unten links zeigt auf eine kleine Kolonie Glockentierchen, die weiter unten in stärkerer Vergrößerung gezeigt werden.





Closterium ehrenbergii - die große Mondalge


Ein ganz besonderer Geselle unter den Algen ist die Jochalge Closterium ehrenbergii. Sie sieht aus wie eine schmale Mondsichel. Deshalb haben ihr die alten Biologen auch diesen volkstümlichen Namen gegeben.










Diese Alge findet man in sauberen Gewässern, in denen auch Wasserlinsen gedeihen. In der folgenden Animation sehen wir die einzelnen Arbeitsschritte bei der Bildbearbeitung.
Das erste Bild ist die Rohaufnahme bestehend aus 29 Einzelbildern die mit einem Stackingprogramm zusammengerechnet wurden.
Die folgenden Bilder zeigen die Kontrastanhebung, das Nachschärfen und das Vertiefen des Bildes.


Hier noch einmal die Bildfolge in der Animation Closterium.gif





Glockentierchen










Bei diesen Glockentierchen, die aus der weiter oben beschriebenen Wasserprobe stammen, handelt es sich um die Vorticella similis. Ein Glockentierchen, das nur in sehr sauberen Gewässern vorkommt. Kleine Teiche und Seen in Wiesen und Wäldern sind der ideale Lebensraum dieser Spezies.

Der glockenförmige Rand (Peristom-Saum) ist bei dieser Art stark ausgeprägt und ihr markantes Bestimmungsmerkmal.



Auf den folgenden Bildern sieht man ein paar Schnappschüsse von den Glockentierchen in allen möglichen Positionen. Es wurden über 70 Einzelaufnahmen gemacht um diese Bilder zu bekommen. Auf den ersten drei Bildern sieht man rechts unten den Rest einer kleinen Luftblase, die sich zwischen Deckglas und Objektträger gemogelt hat.










Die Glockentierchen ziehen ihrem Stiel spiralförmig zusammen und zwar mit einer solchen Geschwindigkeit, dass man mit dem Auge nicht mehr folgen kann. In der Mitte von Bild 2 und Bild 4 sieht man einen abgerissenen, zur Spirale zusammengezogenen Stiel. Vermutlich ist das Glockentierchen beim Zusammenziehen irgendwo hängen geblieben.

Bild Nr.3 zeigt einen Blick von oben in den " Trichter "  des Glockentierchens, links unterhalb des dunklen Klumpens. Solche Schnappschüsse dürften ausgesprochen selten gelingen.

Nach dem blitzartigen Zusammenziehen lassen sich die Glockentierchen wieder ganz langsam nach oben treiben, während der Borstenkranz rotiert um Nahrung in den glockenförmigen Trichter zu strudeln.










Das dritte Bild  zeigt eine Aufnahme im Durchlicht mit etwas Auflicht, um mehr Farbe in diese schon fast künstlerische Darstellung zu bringen.

Man bedenke, dass die Fadenalge nur etwa so dick ist wie ein Haar.

Links unter dem braunen Algenklumpen in 8:00 Uhr befindet sich ein unscheinbares Glockentierchen einer anderen Gattung, das auf dem letzten Bild mit 400 facher Vergrößerung zu sehen ist.

Hier gelangt man an die Grenze dessen was man mit einem Lichtmikroskop im Wasser, gerade noch einigermaßen ansehnlich, abbilden kann. Der Fachmann kann aber deutlich die inneren "Organe" und die Nahrung erkennen, die sich das Glockentierchen gerade einverleibt hat.



In Wasserbottichen und Schalen, die der Hobbygärtner im Garten hat, findet man am Grund dieser Gefäße allerlei Algen und Kleinlebewesen.
Die folgenden Bilder zeigen Algen, Pollen und Flagellaten, die mit einer Pipette vom Grund eines Wasserglases aufgenommen wurden.
Das Glas stand von Mai bis Dezember zwischen Bodendeckern auf der Terasse und lieferte das ganze Jahr über die faszinierendsten Wassertierchen für die Beobachtung unter dem Mikroskop.














Die Flagellaten zählt man zu den Grünalgen. Hier sind Ausschnitte aus einer Kolonie in 400 facher Vergrößerung zu sehen, die aus einem kleinen Wassertropfen stammen.

Die "Bibel" des Mikroskopikers: "Das Leben im Wassertropfen"  beschreibt auf Seite 162 diese Hüllenflagellaten bis ins Detail.

( Kosmos Verlag   ISBN 978-3-440-12634-9 )




Auf den folgenden Bildern sehen wir, wie sich die Flagellaten im Dunkelfeld darstellen. Für den astronomisch interessierten Betrachter sieht es aus wie ein Bilck ins Weltall, mit Planeten, Galaxien und Gasnebeln.










In den kleinen Klumpen der verwesenden Algen findet man schon bei 100 facher Vergrößerung allerlei Kleintierchen und abgestorbene Larven. Im polarisierten Licht schillert die Außenhaut der Larvenreste in allen Farben.










Ab 250 facher Vergrößerung kann man eine Schuppenstruktur am Hinterteil der Larve erkennen. Der Wissenschaftler bezeichnet das Hinterteil eines Lebewesens mit dem Begriff "Abdomen".










Die Larvenreste konnten bisher noch zu keinem Insekt zugeordnet werden. Die Schuppenstruktur bei einer 0,8 Millimeter kleinen Larve gibt noch Rätsel auf.




Ein ganz besonderer Geselle unter den Kleinlebewesen im Wasser ist das Rädertierchen. Es ist, neben den Bärtierchen, so etwas wie der Dinosaurier unter den Kleinlebewesen, die sich im Wasser tummeln.

Mit seinem Räderkranz strudelt er andauernd Nahrung ein, die er in seinem Kau-Magen verarbeitet. Der Kau-Magen pulsiert andauernd und sieht im ersten Moment aus wie das Herz des Rädertierchens.










Im folgenden kurzen Video sieht man wie das Rädertierchen mit seinem Räderkranz, wie mit einer Turbine, das umgebende Wasser ansaugt und die verwertbaren Nährstoffe einsaugt. Der runde, schwarze Ring ist eine Luftblase, die sich unter dem Deckglas des Objektträgers gebildet hat. Wenn man die Ansaugkraft des Rädertierechens in Relation zum Menschen setzen würde, dann könnten wir mit unserem Mund aus drei Metern Entfernung den Inhalt eines Gemüse-Regals einsaugen. Superman lässt grüßen. :)



[Video_html5|Rotifera_02]

Falls das Video nicht angezeigt wird, dann kann man es hier downloaden (~10 MByte)



Von den Rädertierchen gibt es unzählige Arten, die vermutlich noch nicht alle erfasst sind.

Auch diese Wassertierchen sind in dem Buch  "Das Leben im Wassertropfen" ( ISBN 978-3-440-12634-9) sehr gut beschrieben.




Ein Fremdling in unseren Gewässern – Die Pithophora Grünalge


In den Tropenbecken der Aquarianer tummelt sich diese tropische Grünalge, die mittlerweile auch Gartenteiche und andere heimische Gewässer besiedelt hat.
Auffällig an der Alge sind die Verdickungen an den Algenfäden, welche in ihrem Inneren mit Zellwänden versehen sind, die wie Trennwände aussehen.










Die Verdickungen nennen sich Akineten, deren innere Zellwände aus Zellulose bestehen. Sie leuchten unter polarisiertem Licht oder unter einer UV Beleuchtung in allen Farben.









     



In der Gif-Animation kann man diese Trennwände im leicht polarisierten Licht schon recht gut erkennen, während sie im reinen Auflicht des Mikroskops nicht zu sehen sind. Selbst bei 630 facher Vergrößerung im Panoramabild kann man von den inneren Zellwänden nichts sehen.


Algen.gif


Diese Alge liebt flache, warme Gewässer. Sie vermehrt sich, indem sie aus den Akineten neue Algenfäden hervorbringt, die nach einer gewissen Länge, oder beim Austrocknen der Algenfäden, wieder neue Akineten bilden. Die Fäden der Alge haben einen Durchmesser von 60 bis 80 my , die Länge der ausgewachsenen Akineten beträgt 200 my.

Die folgenden Aufnahmen wurden mit einem Polfilter im Durchlichtverfahren gemacht. Das Dunkelfeld entsteht dabei automatisch, wenn der Filter in die maximale Position gedreht wird.
Auch diese Bilder wurden im Stackingverfahren, aus 12 bis 24 Einzelbildern zusammengerechnet.










 



Mein Dank geht an Wolfgang Grigoleit, der das Präparat hergestellt und mir für diese Fotoserie zur Verfügung gestellt hat.





































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