BEOBACHTUNGEN
Auf dieser Seite werden Beobachtungen oder bemerkenswerte Ereignisse dokumentiert, ähnlich einem Beobachtungsbuch, nur nach Sachgebieten sortiert und zwar in:
BESONDERE EREIGNISSE
SONNE 2021 bis 2024
SONNENERUPTIONEN und SONNENFLECKEN 2023
MOND
Mondaufnahmen im Jahr 2024
PLANETEN
STERNE
STERNBILDER MIT DEM SMARTPHONE fotografiert
Der Orion Nebel - M42
In Erinnerung an den Einschlag des Kometen Shoemaker-Levy auf dem Jupiter vor 30 Jahren
In Erinnerung an den Einschlag des Kometen Shoemaker-Levy auf dem Jupiter vor 30 Jahren
Im Juli 2022 jährte sich zum 30. Mal der Tag eines der größten Ereignisse, das Menschen jemals Live beobachten konnten und das die Welt der Wissenschaftler in Atem hielt.
Es war der spektakuläre Kometeneinschlag des Kometen Shoemaker Levy der die Jupiteratmosphäre heftig durchwirbelte und dessen Reste bis heute noch die unteren dunklen Wolkenbänder des Jupiters bilden.
Der Komet wurde von Carolyn und Eugene Shoemaker zusammen mit David H.Levy entdeckt, als sie mehrere systematisch gemachten Überwachungsfotos aus der näheren Umgebung von Jupiter mit einem speziellen Stereo Mikroskop auswerteten.
Carolyn Shoemaker war bei der Auswertung der Bilder die Spezialistin am Mikroskop. Sie machte das schon seit zehn Jahren und entdeckte bis 1983 insgesamt 32 Kometen und 800 Asteroiden auf den Fotoplatten des Astrographen.
Der Anfangs über 5 Kilometer große Komet passierte die Jupiteroberfläche in einer Entfernung von 21 000 Km. Man war sich aber seiner Entdeckung noch nicht ganz sicher.
Auf einem Foto vom 8.7.1992 vermutete man, dass dieser Brocken in Richtung Jupiter stürzen könnte. Man verlor ihn aber wieder aus den Augen der Teleskope und zwar aus folgendem Grund:
Der im Durchmesser ca 5 Km große Kern wurde beim ersten Vorbeiflug durch die hohe Schwerkraft des Jupiters in 21 einzelne Bruchstücke zerlegt, was man sich damals noch nicht vorstellen konnte. Er blieb bis Dato unauffindbar. Erst die Suche mit dem Hubble Space Teleskop und den Kameras der Galileo Sonde brachten die Erkenntnis, dass der Komet zerbrochen ist. Der 5 Km große Brocken muss stark rotiert sein und wurde durch die hohe Anziehungskraft des Jupiter und in Verbindung mit seiner Eigenrotation in 21 Fragmente zerlegt.
Diese 21 Trümmer wurden durch die Schwerkraft des Jupiter in einen Orbit gezwungen. Man gab ihnen die Bezeichnung von A bis W wobei A der erste, aber nicht unbedingt der Größte war.
Dann reihten sie sich je nach Position und Masse, wie an einer Perlschnur auf und schossen an Jupiter vorbei.
Die Länge ihrer 21 Trümmerbrocken betrug zu diesem Zeitpunkt 5 Millionen Kilometer.
Erst am 18. März 1993 wurde diese Trümmerwolke von der Erde aus wieder entdeckt.
"Wir verwendeten das kleinste der vier regelmäßig genutzten Teleskope des Palomar-Observatoriums. Mit einem Spiegeldurchmesser von 65 Zentimetern und einer 45 Zentimeter Korrekturlinse ist es speziell für die Beobachtung ausgedehnter Himmelsareale geeignet", schreibt Eugene Shoemaker in seinem Bericht. Man hatte zuvor den Kometen, als er noch ein kompakter Brocken von 5 Km Durchmesser war, von der Erde aus exakt beobachtet und stellte präzise Berechnungen an, aber der Komet blieb bis dato für 8 Monate unauffindbar.
Am 16.7.93 erreichte die Trümmerkette des Kometen das Apogäum der Umlaufbahn. Der Japaner Shuichi Nakano sagte den zu erwartenden Zusammenstoß mit Jupiter als Erster voraus. Diese Beobachtung und Vorhersage wurde in der Folge von anderen Astronomen weltweit bestätigt.
Jetzt beschleunigten 21 Kometentrümmer auf über 60 Km pro sec und stürzten auf Jupiter zurück. Das ist die sechzigfache Geschwindigkeit einer Gewehrkugel. Die einzelnen Kometenbrocken mussten eine große Festigkeit, ähnlich der von Granit oder reinem Eisen besessen haben, da sie in den Außenbereichen der Jupiter Atmosphäre nicht verdampft sind.
Vom 16. Bis 22. Juli 1994 schlugen sie unaufhaltsam nacheinander in der Gashülle des Jupiters ein. Der erste Einschlag erfolgt etwa 5 -10° hinter dem, von der Erde aus sichtbaren Jupiter Horizont. Dieses Fragment schlug um 21h 11 ein und erzeugte einen riesigen Feuerball, der am Jupiterrand als heller Punkt mit einem hellen Halo zu beobachten war. Im Laufe der Nacht rotierte der Jupiter und der erste Einschlag kam zum Vorschein. Was für ein Erlebnis. Einige Zeit später sah man noch einen weiteren Einschlag bevor es wieder hell wurde und der Jupiter im Tageslicht verschwand. Er stand zu diesem Zeitpunkt schon sehr weit im Westen und verschwand allmählich im Dunst.
Von der Erde aus sah man gestochen scharfe, Nadelstich große schwarze Flecken, die alle Beobachter in ihren Bann zogen. Das war Gänsehaut pur, weil jeder erfahrene Beobachter wusste was hier geschah.
Da es zu dieser Zeit weder Foto Handys noch bezahlbare Digitalkameras gab, war die Dokumentation für Amateur-Astronomen so gut wie nicht möglich. Die digitale Kameratechnik steckte zu diesem Zeitpunkt noch in den Kinderschuhen und man konnte bei den teuersten Kameras allenfalls eine Auflösung von 380x280 Pixeln erwarten.
Das größte Fragment des Shoemaker Levy schlug am 18.Juli 1994 um 08:32 Uhr MEZ ein.
Die Detonation auf der Planetenoberfläche war so stark, dass der Lichtblitz ca. 5 sec lang in der Atmosphäre des Jupiters sichtbar war und sogar vom Jupitermond Jo reflektiert wurde.
Bei diesem Einschlag entstanden Temperaturen von 15 bis 20000 Grad Celsius. Die dabei freigewordene Energie entsprach der Sprengkraft von einer Milliarde Tonnen TNT.
Am Abend des 18.Juli 1994 wurden auf vielen Sternwarten die weiteren Einschläge auf der Jupiteroberfläche live beobachtet. Solch ein Ereignis dürfte zu den Höhepunkten im Leben eines Amateurastronomen gehören. Insbesondere dann, wenn Einem Live vor Augen geführt wird, was hier gerade geschehen ist.
Für die Biosphäre der Erde wäre der Einschlag eines einzelnen Kometenbrockens das Ende gewesen.
Nicht nur durch die Sensationspresse, sondern auch durch seriösere Medien geisterte damals die Meldung, dass der kleinste Brocken des Shoemaker Levy den Erdball durchschlagen hätte. Man war damals nicht in der Lage dieses Ereignis in seiner Dimension realistisch berechnen zu können.
Die damals aktiven Astronomen nannten in den Pressemeldungen damals als Vergleich folgendes Beispiel:
"Es wäre wie ein Schuss mit einem Revolver auf ein rohes Ei, mit dem Unterschied, dass ein Revolvergeschoss nur 400 m pro Sekunde fliegt, der Kometenbrocken aber mit über 60 000 m pro Sekunde auftreffen würde. Den Ausschuss auf der Rückseite der Erde hätte kein Mensch mehr registrieren können".
Kein Lebewesen auf der Erde hätte dieses plötzliche Ereignis mit seinem Verstand erfassen können!
Der KT Impakt im Golf von Mexiko, der vor 66 Millionen Jahren die Saurier und ein Großteil des Lebens auf der Erde auslöschte, wäre gegen diesen Kometentreffer nur ein regional begrenztes, planetares Ereignis gewesen.
Die Aufschlagenergie des Kleinsten der Shoemaker Levy Brocken entsprach immerhin der Explosion von 50 Millionen Hiroshima Atombomben oder 650 Gigatonnen TNT.
Man weiß heute allerdings, dass die Kollision eines Asteroiden dieses Kalibers den Erdball nicht zeplatzen lassen würde oder einen Durchschuss erzeugen könnte. Bei einer Geschwindigkeit von über 60 Kilometern pro Sekunde wäre die Einschlagsenergie zwar dreimal so hoch, aber für einen Durchschuss würde es nicht reichen. Die bisher bekannten Geschwindigkeiten der in Richtung Erde zufliegenden Asteroiden liegen in Bereichen zwischen 25 bis 45 Kilometern pro Sekunde.
Das Ende der menschlichen Zivilisation wäre aber bei so einem Einschlag mit Sicherheit besiegelt.
In einer Entfernung von einem Lichtjahr würde man dieses Ereignis, selbst in größeren Fernrohren, noch nicht einmal durch einen Lichtbliz registrieren können.
Bildquellen und Grafiken: NASA/ESA/JPL-Laboratories - frei für private Webseiten.
Und hier noch der Link zu einem aktiven Simulationsprogramm, mit dem man die Auswirkungen von Asteroideneinschlägen darstellen kann.
https://neal.fun/asteroid-launcher/
In den folgenden Bildergalerien werden sehenswerte Bilder von Sonne und Mond gezeigt, die bei den laufenden Beobachtungen gemacht wurden. Es werden auch freigegebene Bilder der NASA eingestellt, wenn es besondere Ergeignisse zu verzeichnen gab.
Der ISS Transit am 28.04.2021
Nur eineinhalb Kilometer nordwestlich der nordhessischen Kleinstadt Edermünde befand sich die Zentrallinie, auf der die ISS am 28.04.2021 um 09:08:24, durch die Sonnenscheibe fliegen sollte.
Schon Tage zuvor wurden mit Google Earth und dem Astroprogramm Stellarium die erforderlichen Daten ermittelt. Auch eine Besichtigung des Beobachtungsplatzes wurde tags zuvor vorgenommen. Bei so einer Aktion musste alles passen, da der Durchflug der ISS durch die Sonne nur 1,2 Sekunden dauerte.
Eineinhalb Stunden vor dem Ereignis haben wir das Fernrohr aufgebaut und alles exakt ausgerichtet. Der Laptop zur Steuerung der ASI Kamera war versteckt in einer schwarzen Box untergebracht, damit man beim gleißenden Sonnenlicht den Monitor in aller Ruhe betrachten und die Werte für die Kamera einstellen konnte. Eine Decke über dem Kopf schirmte das Restlicht ab.
Der ISS Transit:
ISS_Transit_in_Kalzuim_28.04.2021_Geschwindigkeit_0125.mp4
Um 9:08:00 wurde die Aufnahmekamera am Fernrohr gestartet. Endlos zogen sich die Sekunden dahin. Tausend Gedanken schwirrten einem durch den Kopf. Passt alles? Stimmt die berechnete Uhrzeit? Stehen wir wirklich exakt auf der Zentral Linie?
Und wie wir auf der Zentral Linie standen. Es passte alles auf den Punkt. Genau um 09:08:24 meldete Andreas unter der Blendschutz-Decke am Laptop: „Eben ist eine Fliege durchs Gesichtsfeld gehuscht. Das müsste es gewesen sein.“
Eigentlich total unspektakulär. Jemandem, der unaufmerksam auf den Monitor geschaut hätte, wäre der ISS Durchflug überhaupt nicht aufgefallen.
Erst nach der Kontrolle der Aufnahmen vor Ort, stellten wir fest, dass die Kamera tatsächlich 199 Einzelbilder von der ISS eingefangen hat. Über 3600 Bilder waren für die Tonne, aber die 199 waren das Higlight. Wir begriffen erst nach der Durchsicht der Bilder, was uns da für ein Treffer gelungen war.
Bilderserie vom 18.05.2022
Die folgenden Sonnenbilder wurden mit einem kleinen Rubinar Maksutov mit 500 mm Brennweite und einem Kalzium K-Line Filter gemacht. Kamera war eine ASI 178MM Schwarz Weiss Kamera der Firma ZWO.
Der Kalzium Filter bildet 500 Kilometer über der Photosphäre, die Grenzschicht zwischen Photosphäre und der darunter liegenden Chromosphäre ab. Dort können wir dann die Super Granulen mit ihren dreißigtausend Kilometer durchmessenden " Blasen" erkennen.
Dieser Kalzium K-Line Filter lässt fast nur das reine UV Licht der Sonne durch. Dadurch werden auch die Superzellen der Granulen sichtbar.
Nach dem 15.April 2022 bildete sich eine große Sonnenfleckengruppe, deren Entwicklung auf den folgenden Bildern vom 19.4.bis zum 22.4.2022 zu sehen ist.
Die Bilder sind Ausschnitte aus den Sonnenbildern von SDO-nasa.gov
Die partielle Sonnenfinsternis am 10.6.2021
Unmittelbar nach der Auswertung der Bilder des ISS Transits vom 28.4.2021 ging es schon an die Planung der partiellen SOFI, die am 10.Juni in Deutschland zu sehen war. Je nördlicher der Beobachtungsplatz gelegen war, umso mehr sollte von der Finsternis zu sehen sein. Es sei denn der Wettergott pfuscht uns wieder mal ins Handwerk.
Nach drei Tagen Regen und totaler Bewölkung zeigten die Drohungen gegen Wettergott Wirkung und es klarte, nach einem heftigen Morgennebel, so gegen 11.00 Uhr tatsächlich auf. Blauer Himmel mit ein paar Schleierwolken. Hurra, das war doch endlich mal wieder was! Die Freude war groß.
Der Maksutov-Rubinar mit seinem Öffnungsverhältnis von f 5.6 und 500mm Brennweite ruhte auf der LX3 Nachführung. Als Kamera wurde die ASI 178 MM mit Filtern (Baader IR-Cut+3ND) verwendet. Vorne am MAK war eine Baader Filterfolie 5,0 angebracht. Als Steuerprogramm wurde FireCapture am Laptop verwendet. Man kann damit die Sonne live sehen und dann die Belichtungszeit so regulieren, bis man die Flecken gestochen scharf auf dem Monitor des Laptops sehen kann.
Exakt um 11:38:19“ hatten wir in Vellmar den ersten Kontakt. Beschattet unter der Markise der Terrasse, war somit auch die Zeit bis zum Austritt um 13:38 gut auszuhalten. Und genau beim Austritt des Mondschattens zog eine Wolke, die schon zuvor mit Argusaugen beobachtet wurde, vor die Sonne. Aber ich hatte an meinem Standort Glück. Und so bekam ich 41 Einzelbilder aus denen eine vorzeigbare Ablauf-Sequenz mit 10 Bildern erstellt wurde.
Die teils gestochen scharfen SW-Bilder wurden anschließend mit Photoshop eingefärbt. Exakt nach der Vorlage des orangefarbenen Bildes, das auf der Webseite von Nasa.gov täglich veröffentlicht wird. Frei nach dem Motto: Was die mit ihren alten Satellitenkameras können, machen wir heute mit unserer Astro-Kamera. Der einzige Unterschied: Die haben immer wolkenlosen Himmel.
Sonnenaufnahmen vom 16.6.2021
Die folgenden Sonnenaufnahmen wurden mit einem Baader Kalzium K-Line Filter gemacht. Optik war ein Maksutov Skymax 150/1800 mm und ein Rubinar 500mm Makro-Maksutov.
Als Kamera kam eine ASI 178MM zum Einsatz. Vor den Optiken war eine Baader Sonnenfilter-Folie 5.0 und der Kalzium Filter wurde direkt vor dem Kamera Chip montiert. Damit kann man im schwarz-weiss Modus die großen Granulen und die Sonnenflares sehr gut sichtbar machen.
Die partielle Sonnenfinsternis vom 25.10.2022
Die Wetterprognose war nicht so pralle. Aber es gab auf dem Satellitenbild in Nordhessen immer wieder mal ein paar Wolkenlöcher, was die Hoffnung auf ein paar Einzelbilder steigen ließ.
Um 9:30 Uhr bauten mein Astro Leidensgenosse Andreas und ich, unsere Geräte auf unserer Terrasse auf. Zum Einsatz sollte ein 70 mm Takahashi und meine Fotokanone mit der 500er Rubinar Makro und der ASI 178mm Kamera kommen. Diese Kombination ergibt schöne vollformatige Bilder. Sonnenfilter auf Sucher und Hauptrohr waren schon zuvor montiert worden. Eine der wichtigsten Dinge bevor das Fernrohr auf die Montierung kommt.
Der kleine MAK war auf den Smart Cube von I-Optron montiert und der Takahashi auf einer EQ-3-SkyScan. Da die Montierungen vollautomatisch die eingegebenen Objekte einstellten, führten wir praktisch schon die Sonne nach, obwohl sie noch hinter Häusern und Wolken stand. Die Einstelldaten in der FireCapture Software waren bekannt. Es musste nur noch ein wenig nachfokussiert werden, wenn die Sonne dann endlich mal durch ein Wolkenloch lugte.
Mit 4 Millisekunden Belichtungszeit und nur in 300er Bildpaketen brauchten wir nur knappe 9 Sekunden für einen 300er Schuss. Der Plan, alle 10 Minuten eine Serie zu machen, ging bei dieser Wolkenloch Ballerei natürlich voll daneben. Deshalb gab es auch keine regelmäßigen Sequenzen, sondern nur abgehackte Schattensprünge.
Kurz nach dem Maximum zog die Wolkendecke komplett zu. Nach der Finsterniss kam die Sonne heraus und schien den ganzen Nachmittag.
Mit anderen Worten: Alles ganz normal.
Ein Mikroskopie-Kollege von mir, der auch Amateurastronom ist, hatte mehr Glück. Er hat auf You Tube ein tolles Video über den gesamten Verlauf der patiellen Sonnenfimnsternis eingestellt.
Hier der Link
https://www.youtube.com/watch?v=5tK0H4ILwNI
Herzlichen Dank an Michael. Das ist ganz großes Kino. Super!
Sonnenbilder vom 19.10.2022
Beim morgendlichen Blick auf die Webseite von SDO.gov fiel auf, dass sich auf der Sonne eine riesige keilförmige Fläche gebildet hatte, die doch einiges Erstaunen hervorrief. Das Phänomen war aber nur in den engbandigen Bereichen der Satelliten Optiken zu sehen. In den visuellen Bereichen gab es keinerlei Hinweise. Wenn man so etwas zu ersten Mal sieht, regt das natürlich sofort die Phantasie an.
Sind das die ersten Anzeichen eines bevorstehenden Polsprungs?
Alles Quatsch:
Carolin Liefke, wissenschaftliche Mitarbeiterin am Haus der Astronomie in Heidelberg, klärte alles mit folgendem Text auf:
Vorsicht Verwechslungsgefahr! Das 304-Angström=30,4nm-Band ist nicht H-alpha, sondern in Falschfarben dargestellte Emisssion von ionisiertem Helium. Das verhält sich atomphysikalisch ähnlich wie Wasserstoff, weil man es mit einem Atomkern mit einem Elektron zu tun hat. Die Kernladung bleibt aber die des Heliums, deshalb verschiebt sich die Wellenlänge ins extreme UV und du betrachtest damit auch deutlich höhere Temperaturen als die klassische H-alpha-Chromosphäre. Die Oberfläche sieht dementsprechend auch nochmal deutlich gröber strukturiert aus.
Der dunkle Bereich ist ein koronales Loch. Wie bei Sonnenflecken gilt auch hier: Dunkler als der Rest heißt kühler (und zusätzlich meist auch deutlich geringere Dichte). Daß du sowas noch nie mit eigenen Augen gesehen hast, ist kein Wunder, es sei denn du wärst ein Superheld aus einer der DC- oder Marvel-Universen, denn das sind ja Röntgenbilder und Röntgenaugen haben wir ja bekanntlich nicht. Du schaust dir hier Millionen Grad heißes Plasma in der Korona an, das vollkommen anders strukturiert ist als die Photosphäre oder die Chromosphäre.
Viele Grüße
Caro
https://www.haus-der-astronomie.de/
Herzlichen Dank an Carolin Liefke für die Stellungnahme, man lernt halt nie aus...
Sonnenbilder vom 17.10.2022 im Ha Alpha
In einer Gemeinschaftsarbeit mit einem alten Freund sind die folgenden Bilder entstanden. Wir hatten nicht vermutet, dass man aus dem Originalbild noch so viel herausholen kann.
Das Originalbild wurde am 17.10.2022 bei leichter Zirrus Bewölkung mit einem kleinen Lunt 60/500 mm Sonnenteleskop gemacht. Kamera war eine ASI 178 schwarz/weiß Kamera.
Die Bildbearbeitung erfolgte mit dem Programm Astra Image. Dabei wurden mit der manuellen Einstell-Funktion die Gradationskurven verschoben, um die Protuberanzen sichtbar zu machen. Anschließend wurde das Schwarz-Weiss Bild mit einer uralt Version von Photo-Shop eingefärbt.
Das vierte Bild zeigt alle Bildinformationen, die die Kamera auf den Chip gespeichert hat. Wie weit man anschließend bei der Bildbearbeitung geht, ist natürlich wieder einmal Geschmachsache,
133 Tage Sonneneruptionen vom Goddard Space Center SDO-nasa.gov
Das Goddard Space Center hat aus den Satellitenbildern von 133 Tagen einen sehenswerten Film zusammengeschnitten und ihn der Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Der Film dauert eine Stunde, es lohnt sich wirklich einmal reinzuschauen, auch wenn man keine Stunde zur Verfügung hat. Es hat etwas meditatives unserer Sonne einmal auf die Korona zu schauen.
Was wir hier sehen ist die äußerste Schicht der Korona die in einer Wellenlänge von 7,1 Nanometern aufgenommen wurde. Das ist der pure UV Bereich, der für unser Auge absolut schädlich wäre.
Hier der direkte Link zum Film vom Goddard Space Center der NASA, ohne lästige Werbung
https://www.youtube.com/watch?v=Sv3eXRN7hLo
Sonnenflecken am 17.01.2023
Um 10:00 Uhr zeichnete sich über Kassel eine größere Wolkenlücke ab. Irgendwie wurde es dann auf einmal hell und wieder überkam einem das Jagdfieber. Das 500er VLT
schnell auf die Terrasse gestellt und in Waage gebracht. Das war vermutlich der Startschuss, dass in der Nachbarschaft alle Heizungen ansprangen. Kurz darauf war der Himmel durchzogen von der Abgasen der Schornstein Vulkane.
Aber diesmal klappte das Einrichten der Montierung auf Anhieb. Vermutlich wollte sie auch wieder einmal in die frische Luft und die Sonne sehen.
Im Salventakt der anspringenden Schornstein Vulkane wurde das Seeing überlistet und in den ruhigen Phasen dazwischen geschossen. Von 12 Serien a 500 Bildern blieben schlussendlich 4 übrig, bei denen eine Weiterverarbeitung lohnte.
Langeweile kommt da nicht auf. Es ist immer wieder ein Abenteuer.
Sonne im H-Alpha Filter
Ein H-Alpha Filter hat in Kombination mit einem Telementor Objektiv von Zeiss ein neues Kapitel in meiner Sonnenbeobachtung eröffnet. Der Telementor war in der DDR das Schulfernrohr, welches in der 9.Klasse der Grundschule für den Astronomie Unterricht verwendet wurde. Die wertvollen Zeiss Optiken wurden nach der Grenzöffnung überall auf den Trödelmärkten verschleudert. In einen Kohlefaser Tubus von Werner Stein montiert, erblickte das Zeiss Objektiv wieder das Licht der Sterne. Was das neu aufgebaute Gerät leisten kann, sehen wir auf den folgenden Bildern.
Und auch hier gilt: Niemals ohne Sonnenfilter in die Sonne schauen !
Am Okular Auszug muss bei der Sonnenbeobachtung im H-Alpha Licht noch ein Blockfilter montiert werden, der nur einen ganz engen Bereich der H-Alpha Linie durchlässt. Es handelt sich dabei um eine Spektrums-Breite von nur 0,5 bis 0,7 Angström in einer Licht-Wellenlänge von 656,28 Nanometern.
Die Sonne strahlt ihr Licht fast vollständig in einer nur ca. 300 km dicken und ca. 5500 Grad Celsius heißen Schicht ab, die Photosphäre genannt wird. Das nennen die Sonnenbeobachter das Weißlicht. Das Gas der Photosphäre absorbiert einen Teil von exakt den Lichtwellen, die von den angeregten chemischen Elementen in der Gashülle erzeugt werden. Wir können durch verschiedene Filter also sehen wie der Wasserstoff, das Helium oder der Kohlenstoff und der Stickstoff leuchtet.
In Zusammenarbeit mit Andreas Rausch wurde das folgende Bild mit einem Ethalon H-Alpha Filter an einem kleineren Zeiss 63/500 mm Refraktor aufgenommen. Die Bildbearbeitung war sehr umfangreich um auch noch die letzten Filamente der Protuberanzen herauszuarbeiten.
Im Schwarz/Weiß Modus kann man die zarten Filamente am rechten Sonnenrand kaum erkennen. Hier kann man erst durch die Einfärbung die vielen kleinen Details erkennen.
Wenn man das Sonnenbild bei der Bildbearbeitung invertiert, also ein Negativ daraus macht, springt einem das Bild fast dreidimensional entgegen.
In den folgenden Bildern soll einmal gezeigt werden, was da so möglich ist. Dem klassisch orientierten Sonnenbeobachter werden trotz Kopfschütteln zwar die Haare zu Berge stehen, aber ich möchte diesen Versuch niemandem vorenthalten.
Auch hier wieder das Originale schwarz/weiß Bild und dann das Negativ - mit der Bildbearbeitung eingefärbt.
Die Sonne am 11.04.2023 im H-Alpha
Am 11.April zog von Westen kommend, eine Regenfront mit heftigen Windböen über Nordhessen, die es in sich hatte. Nach einem heftigen Regenschauer folgte kurzzeitig ein strahlend blauer Himmel. Das sind die Wetterlagen bei denen die Luft ausgesprochen sauber und klar ist. Durch den nachlassenden Wind war auch das Seeing entsprechend gut. Es reichte gerade Mal für ein paar ungeplante Aufnahmen, bevor sich der Himmel wieder zuzog.
Und hier stark herausvergrößert. Hier endet die Herrlichkeit. Es wirkt sehr unecht. Mehr geht momentan nicht.
Die Protuberanz vom 19.05.2023 im H-Alpha
Die Protuberanz vom 04.06.2023 im H-Alpha
Die Protuberanzen vom 09.06.2023 im H-Alpha
An der Farbgebung und den Protuberanzen muss noch ein wenig gearbeitet werden aber der Kurs stimmt schon in etwa.
Der große Sonnenfleck vom 11.07.2023
Hier sehen wir die Entwicklung des großen Sonnenflecks im Juli 2023 über den Zeitraum vom 9.7.2023 bis zum 18.7.2023. Die Bilder wurden mit einem Maksutov 5,6/500mm Spiegelobjektiv und einem Kalzium K-Line Filter in Schwarz/Weiß aufgenommen.
Kamera war eine ASI 178 MM Astrokamera.
Beim vierten Bild sieht man, wie sich ein neuer großer Sonnenfleck in 10 Uhr ins Bild schiebt.
Am 18.7.2023 wurden die folgenden Bilder auch im H-Alpha Spektralbereich aufgenommen.
Die Protuberanzen vom 15. bis 17.September 2023.
Der riesige Sonnenfleck 3590 im Februar 2024
Der große Sonnenfleck bildete sich Mitte Februar 2024 auf der nördlichen Sonnenhälfte. Er entwickelte sich zu einem der größten Flecken in dieser Sonnenflecken Periode. Man könnte die Erde achtmal nebeneinander in den Fleck einreihen.
Die Grafik im letzen Bild wurde wunderbar vom chinesischen Astro Kollegen Bum-Suk-Leom in Szene gesetzt.
Die folgenden Bilder sind Screenshots der Live Webcam vom Nordcap
https://nordkapp.panomax.com/
Sie zeigen eindrucksvoll das Auftreffen der Plasmawolke auf die Nordhalbkugel der Erde, die von dem großen Fleck ausging.
Treffen die Plasmateilchen auf die Sauerstoffschicht in der Atmosphäre leuchten sie grün auf. Wenn sie mit dem Stickstoff in der Atmosphäre in Kontakt kommen leuchten sie rot oder blau. An den Grenzschichten entstehen dann die violetten Farben.
Mondaufnahmen vom 12.03.2022
Die Mondaufnahmen werden mit einer ASI 178MM Kamera aufgenommen. Als Filter kommen ein Skyglow und ein Rotfilter zu Einsatz. Die verwendeten Fernrohre sind ein Maksutov Rubinar Makro mit 500 Millimeter Brennweite und ein Skywatcher Maksutov mit einem 150er Spiegel und 1800 Millimeter Brennweite. Für Detailaufnahmen kommt eine 2-fach Barlow Linse zum Einsatz, die die Brennweite der jeweiligen Fernrohre verdoppelt.
Mondaufnahmen vom 04.06.2022
Mondaufnahmen vom 06.06.2022
Mondaufnahmen vom 09.06.2022
Auf der Rückseite einer durchziehenden lockeren Wolkenfront wurde es etwas kühler und es entwickelte sich ein stahlblauer Himmel mit grandioser Durchsicht. Der Mond stand glockenklar am blauen Himmel und es wurde nicht dunkel, wie das halt zu dieser Jahreszeit so üblich ist.
Aber dann gegen 22:15 Uhr stand Frau Luna auf dem Laptop Monitor wie ausgestanzt. Kaum Flimmern und auch mit der 2-fach Barlow sehr schön anzuschauen.
Auf dem ersten Bild ist der Krater Clavius an der Südspitze des Mondes sehr schön zu sehen. Auf dem zweiten Bild sehen wir die Hadley Rille und auf Bild 3 und 4 den sogenannten Henkel.
Die Hadley Rille auf dem zweiten Bild war auf dem Monitor besser zu sehen als im 8er Hyperion Okular. Die Hadley Rille ist das Testobjekt für den ambitionierten Mondbeobachter. Wenn man ab 120 facher Vergrößerung die Hadley Rille sehen kann ist die Luft sehr gut und man kann auch zu höheren Vergrößerungen wechseln.
Die Hadley Rille liegt genau gegenüber dem flachen Krater Plato, direkt vor den Steilwänden des Kaukasus Gebirges, das dort über 4000 Meter hoch ist. Durch die Ebene links der Steilwände schlängelt sich die Hadley Rille von Nord nach Süd.
Benannt wurde sie nach dem englischen Astronom und Mathematiker John Hadley, der um 1721 den sphärischen Fernrohrspiegel errechnete und herstellte. Dieser war den bisherigen Linsenteleskopen bezüglich der Abbildungsqualität haushoch überlegen.
In aller Munde war die Hadley Rille im Juli 1971 als der Apollo Astronat James B. Irwin das Landemodul von Apollo 15 über den 2 Kilometer breiten und bis zu 270 Meter tiefen Rillen "Canon" steuerte und in der Bucht rechts daneben das Modul landete. Der Anflug war sehr steil und erfolgte mit einer Sinkgeschwindigkeit von 2 Metern pro Sekunde. Als Irwin bei einem Ausstieg den Mond betrat und mit einem Experiment beschäftigt war, sagte er, dass er dort eine unbeschreibliche Geborgenheit gespürt habe, die er noch nie zuvor auf der Erde erlebt habe. Diese Erfahrung hat sein späteres Leben komplett verändert. Er hat dieses Ereignis bis zu seinem Todestag am 8.August 1991 als eine Begegnung mit Gott bezeichnet. James B.Irwin starb mit 61 Jahren und war der achte Mensch, der den Mond betreten hat.
Auch der Krater Plato auf Bild 3 und der sogenannte Henkel auf Bild 4 sind sehenswert, weil sich der Schatten des 2600m hohen Kap Laplace als Kegel in die Ebene erstreckte. Das ist aber nur in dieser Mondphase zu sehen.
Sein wissenschaflicher Name: Promotorium Laplace. Was für ein Name ! Recherchen ergaben dass der Name von dem Mathematiker Pierre-Simon Marquis de Laplace abstammte, der im 18 Jahrhundert in Frankreich schon über die Existenz von schwarzen Löchern sinnierte.
Er wurde später von der Wissenschaft als der französische Newton bezeichnet. Er lebte von 1749 bis 1827.
Mondaufnahmen vom 4.7.2022 - zunehmender Mond 5 Tage alt
Mondaufnahmen vom 03.08.2022 - zunehmender Mond einen Monat später
Wie nicht anders zu erwarten war, hatten wir an diesem wunderschönen Sommerabend um 22:00Uhr noch 24 Grad Lufttemperatur und ein grottenschlechtes Seeing.
Das Bild des zunehmenden Mondes wackelte auf dem Monitor dermaßen, dass man sich kaum traute eine Bilderserie auszulösen. Es wurden Bildserien von 600 Bildern im SER Format gestackt. Davon konnten immerhin 250 bis 270 Bilder verwendet werden.
Das Bearbeitungsprogramm Astra Image wurde bis zum letzten bearbeitbaren Pixel ausgereizt. Aber es blieb immer noch unscharf aber trotzdem sehenswert. Die Kraterformation um den Kraterwall Zöllner zeigte einen schönen Schattenwurf bei dieser Mondphase.
Der 2800 m hohe Kraterwall warf seinen Schatten wie einen Scherenschnitt in die Ebene des langgestreckten Kraters in dem sich auch noch ein 670m hoher Bergkegel befindet. Die Spitze des Bergkegels leuchtete wie ein heller Punkt in der Sonne.
Angestrebtes Ziel ist, diese Mondphase mal in einer klaren Nacht mit Seeing 2 zu erwischen.
Mondaufnahmen mit dem Maksutov Rubinar 5,6/500 mm Makro
Diese Aufnahmen wurde mit dem kleinen Rubinar MAKSUTOV gemacht, mit dem sonst auch die Sonnenbilder aufgenommen werden. Die Bilder passen, durch den kleinen Chip der ASI Kamera, genau in das Aufnahmefeld.
Um das Seeing zu minimieren wurde nur 7,85 Millisekunden lang belichtet. Die Originale sind knackscharf und haben im TIF Format 18 Mb. Hier sehen wir sie nur im JPG Format, wodurch die Schärfe etwas leidet.
Die Bildbearbeitung erfolgte mit dem Programm Astra Image genau so, wie es unter dem Part BILDBEARBEITUNG MONDBILDER beschrieben wurde.
Jupiter dreifach Mondkonstellation am 2. November 2022
Am Abend des 2.11.2022 wurde mehr oder weniger durch Zufall die folgende dreifach Konstellation durch die Jupitermonde Europa , Ganymed und Jo beobachtet.
Europa und Ganymed verschwanden fast gleichzeitig am Jupiter Rand. Ein paar Sekunden säter folgte Jo, der auf der Rückseite des Jupiter seine Bahn zog. Europe und Ganymed zogen vor dem Jupiter durch, waren aber als kleine Himmelskörper im Fernrohr nur blickweise zu erkennen und das auch nur mit über 160 facher Vergrößerung, wenn die Luft ganz ruhig war.
Jupiter mit Austritt des Jupitermondes JO
Am 10.11.2022 gegen 22:15 erschien der Jupiter im 150 er Skymax zunächst recht unscheinbar. Das Gerät war bei knappen 10 Grad Celsius schon eine gute Stunde ausgekühlt um die Optik an die Außentemperatur anzupassen.
Die Luftunruhe war so lala. Als sich die Augen entsprechend adaptiert hatten, blinkte zeitweise auf der rechten Seite ein ganz kleiner schwarzer Punkt in dem Wolkenband, in dem sich auch der große rote Fleck befand. Ansonsten war nichts zu sehen. Gegen 22:25 bildete sich, in Richtung 4:00 Uhr am Jupiter Rand, eine kleine helle Beule. Ab da war klar, dass es sich hier um einen Mond des Jupiters handeln musste, der gerade im Begriff war, den Planetenrand zu passieren.
Total unscheinbar und auf der Jupiter Oberfläche nicht zu erkennen, bildete sich der Mondschatten von JO nadelscharf auf der Oberfläche des Jupiters ab. An dieser Stelle gab es praktisch eine Sonnenfinsternis auf der Jupiteroberfläche.
Da so ein Ereignis nur visuell zu beobachten ist, wurden die entstandenen Eindrücke mit dem frei verwendbaren Astro Programm STELLARIUM simuliert.
Die Bilder geben daher den visuellen Eindruck bei der Beobachtung wieder, sind aber Simulationen aus dem Astro Programm STELLARIUM, weil sie in dieser Detailschärfe nicht zu fotografieren sind.
Jupiter und Venus in der Abenddämmerung am 1.und 2.März 2023
Am gleichen Abend stand der Mond links unter den Pleyaden. So in etwa sah man dieses Schauspiel im 8x42 Fernglas
Das Bild ist eine Fotomontage:
Am Abend nach Sonnenuntergang stand der Mond ganz hoch am Himmel. Mit einem 8x42 Fernglas waren die Pleyaden sehr gut zu sehen, wenn man den Mond an den linken unteren Rand des Bildes positionierte. Dabei entstand die Idee, den Mond mit dem 300er Tele zu fotografieren, weil das Tele den Mond in etwas so groß zeigt, wie er im Fernglas zu sehen ist.
Gesagt getan: Kamera aufs Stativ, Mond links unten ins Bild und mit ISO 200 und einer 250stel abgelichtet.
Die Pleyaden wurden mit Stellarium vom Bildschirm des PC abgepaust und mit Photo Scape Sternchen für Sternchen in das Foto übertragen. Es wäre einfacher gewesen den fotografierten Mond in das Stellarium Bild zu kopieren. Das hätte aber nicht so wie im Fernglas ausgesehen, weil hier viel mehr Sterne auf dem Bild gewesen wären als im Anblick mit dem Fernglas.
Beobachtungen mit einem Fernglas
Wer als Besitzer eines Fernglases schon einmal in den klaren Sternenhimmel geschaut hat, wird von der Vielzahl der Sterne fast erschlagen. Es ist ein überwältigender Anblick, einmal mit einem Fernglas durch die Milchstraße zu spazieren.
Ein gutes Fernglas zeigt die Sterne gestochen scharf und in ihrer vollen Pracht. Ein Fernglas ist das Universal Instrument für den Astronomie begeisterten Anfänger. Selbst wenn er sich später einmal ein Fernrohr kaufen sollte, wird das Fernglas ihn immer wieder begleiten. Ein gutes Fernglas ist eine Anschaffung fürs Leben.
Der Doppelsternhaufen Ha und Chi im Perseus - das Paradeobjekt für ein Fernglas
Eines der beeindruckendsten und schönsten Objekte am Himmel ist der Doppelsternhaufen Ha und Chi im Perseus. Schon in einem kleinen Fernrohr oder in einem Fernglas zeigen sich diese beiden Sternansammlungen in ihrer vollen Pracht. In einem Weitwinkel Okular bei 30 facher Vergrößerung sieht man die Sterne schon fast dreidimensional, wie Diamanten auf schwarzem Samt.
Der Doppelsternhaufen ist ganz leicht zu finden, auch ohne dass man sich das Genick verrenken muss. Er steht direkt unter dem linken, flach abgewinkelten Arm der Kassiopeia, dem Himmels W.
Bilder: Screenshots aus Stellarium-nachbearbeitet
Die beiden Sternansammlungen werden auch als NGC 884 und NGC 869 bezeichnet. Völlig unklar ist, warum die beiden Bezeichnungen im National Galactic Catalog zahlenmäßig so weit auseinander liegen, zumal sie auch physisch nebeneinander liegen. Bei anderen Sternbildern hat man es ja oft, dass deren Sterne Millionen Lichtjahre hintereinander stehen und nur für uns Betrachter ein zusammenhängendes Sternbild ergeben.
Die beiden Sternhaufen sind ca. 14 Millionen Jahre alt und befinden sich in einer Entfernung von 7640 Lichtjahren. Sie wurden schon im antiken Griechenland von Hipparchos beschrieben.
Es gibt wohl nichts Erhabeneres als in einer stockdunklen, milden Sommernacht unter dem Sternenhimmel zu stehen. So ein Erlebnis führt bei vielen Menschen dazu, dass sie sich eine Sternkarte zulegen, weil sie wissen möchten, was sie da gesehen haben. Und dann blicken sie verwirrt und verständnislos auf alle möglichen Bezeichnungen mit griechischen Buchstaben und Abkürzungen, mit denen sie auf die Schnelle nichts anfangen können. Und da heutzutage alles schnell gehen muss, weil keiner mehr Zeit hat, verschwindet dann die Sternkarte in der hintersten Ecke im Bücher Regal.
Die verwirrenden Bezeichnungen der Sterne in Sternkarten und Datenbanken haben aber sowohl einen wissenschaftlichen, als auch einen historischen Hintergrund.
Astronomen wie Ptolemäus (200 v.Chr) und Hipparch (200 n.Chr.) haben die Sterne regelmäßig beobachtet und ihre Bahnen am Himmel verfolgt. Sie haben ihnen Namen gegeben und ihre Standorte am Himmel akribisch aufgezeichnet. Um ihr Andenken zu bewahren werden bis heute ihre Sternnamen verwendet und zusätzlich mit modernen Katalogbezeichnungen kombiniert, was natürlich beim unbedarften Beobachter zu großen Verwirrungen führt.
Die Sterne werden nach ihrer Erforschung heutzutage den unterschiedlichsten Katalogen und Datenbanken zugeordnet.
Da wäre als Erstes der klassische Messier Katalog zu nennen, der 103 Objekte beschreibt, die am nördlichen Himmel, also in unseren Breitengraden, schon mit einem Fernglas zu sehen sind.
Der französischen Astronom Charles Messier veröffentlichte diesen „Sternenkatalog“ erstmals 1771. Es war eine Auflistung von zunächst nur 45 nebeligen Objekten, die ihn immer wieder bei seinen Beobachtungen ärgerten, weil er sie mit neuen Kometen verwechselte, nach denen er Ausschau hielt. Andere Astronomen, wie der Franzose Pierre Mechain ergänzten den Katalog bis zu Jahr 1884 auf 103 nebelige Objekte. Bei diesen handelte es sich in erster Linie um Galaxien und Kugelsternhaufen. Heute umfasst der Messier Katalog 110 dieser Objekte, die alle schon in kleinen Amateur-Teleskopen zu sehen sind.
Dann gibt es z.B. den Hubble Katalog in dem alle aufgenommenen Sterne des Hubble Space Teleskops registriert sind.
Oder den National Galactic Catalog (NGC) in dem alle Galaxien mit Nummern, in der Reihenfolge ihrer Entdeckung versehen sind.
Auch die Doppelsterne, die Riesensterne, die Pulsare und veränderlichen Sterne haben eigene Zuordnungen in den modernen Datenbanken bekommen.
Die Amateurastronomen orientieren sich größtenteils an den Sternbezeichnungen des Bayer Kataloges.
Sie sind nach dem deutschen Astronom Johann Bayer (1572–1625) benannt.
Die Bayer-Bezeichnung besteht aus einem griechischen Buchstaben gefolgt vom Genitiv des lateinischen Namens des Sternbilds, in dem der Stern liegt.
Zwei Beispiele:
γ Lyrae , also „Gamma“ + Genitiv von „Lyra“ – in der Sternkarte bezeichnet als: y Lyr
ζ U Ma , also „Zeta“ + Genitiv von „Ursa Major“ – großer Bär
Der von uns aus gesehen hellste Stern eines Sternbilds wird dabei normalerweise mit α bezeichnet, der nächst schwächer leuchtende Stern mit β usw.
In Wikipedia steht folgender Text zu den astronomischen Katalognummern:
Bei Fehlen einer besseren Methode zur Benennung eines Sterns werden im Allgemeinen Katalognummern der wichtigen Sternkataloge eingesetzt. Bei der Unzahl von Sternen, die allein in unserer Milchstraße bekannt sind, ist dies auch das einzige praktisch durchführbare Verfahren, das zudem die eindeutige Identifikation und Wiederauffindbarkeit auf einheitliche Art und Weise gewährleistet. Zu diesem Zweck existieren viele verschiedene Sternkataloge, die teils von beobachtenden Astronomen zusammengestellt wurden, teils aber auch in automatischen Vermessungsprojekten durch spezielle Satelliten und große Observatorien gesammelt wurden.
M 57 - Der Ringnebel in der Leier
M57 Ringnebel NGC 6720
Der Ringnebel ist ein Planetarischer Nebel im Sternbild Leier. Der Nebel ist der Überrest eines Sterns, der vor etwa 20.000 Jahren seine äußere Gashülle abgestoßen hat. Die Gashülle dehnt sich mit einer Geschwindigkeit von 19 km/s aus und hat derzeit einen scheinbaren Durchmesser von etwa 118 Bogensekunden, was bei einer Entfernung von 2300 Lichtjahren einen absoluten Durchmesser von ca. 1,3 Lichtjahren bedeutet.
Im Teleskop erscheint der Nebel ringförmig, weshalb er oft auch als Ringnebel in der Leier bezeichnet wird. Tatsächlich ähnelt die sichtbare Gashülle einem Torus. Im Zentrum des Nebels befindet sich ein Weißer Zwergstern mit einer Oberflächentemperatur von etwa 70.000 °C und einer scheinbaren Helligkeit von 15,8 mag.
M 57 kann relativ leicht aufgefunden werden, da er etwa in der Mitte der Verbindungslinie der Sterne β und γ Lyrae steht.
Der Zentralsten bleibt aber ein Wunschtraum, da er mit 14m jenseits der Reichweite eines 6 Zöllers liegt.
Der Ringnebel selber ist ehr leicht im 22 er Okular zu finden. Im 10er bei stockdunkler Nacht und rabenschwarzem Himmel ist er etwas blass aber in etwa so wie in der Vergrößerung zu sehen.
Epsilon Lyrae - das Doppelsternpaar in der Leier
Epsilon Lyrae ist ein Vierfachstern im Sternbild Leier. Dieser besteht aus den zwei visuellen Doppelsternen ε1 Lyrae, das nördliche Sternpaar und ε2 Lyrae, das südliche Sternpaar. Es erscheint mit dem bloßen Auge als ein Stern der 4. Größenklasse am Nachthimmel.
Sternbild Leier mit dem Doppelsternsystem Epsilon Lyrae
Die Entfernung von Epsilon beträgt ca. 170 Lichtjahre.
Die Umlaufzeit der beiden oberen Doppelsternen beträgt ca. 1800 Jahre
Zwei moderne Berechnungen von 2006 ergeben recht gut übereinstimmende Umlaufzeiten von jeweils 1804 Jahren.
Die Umlaufzeit der beiden unteren Doppelsternen beträgt 724 Jahre
Der Abstand der beiden oberen Doppelsterne beträgt nach neuesten Messungen von 2019 2,2 Bogensekunden. Dieses Sternenpaar steht übereinander.
Das untere Paar hat einen Abstand von 2,4 Bogensekunden und steht nebeneinander.
ε1 und ε2 Lyrae bilden ein hierarchisches Vierfachsystem und weisen zueinander einen scheinbaren Abstand von 209,5″ oder 3,5 Bogenminuten auf. Damit ist ε Lyrae ein für sehr scharfe Augen freiäugig sichtbarer Doppelstern und ein wesentlich schwierigerer Augenprüfer als Mizar – Alkor im Großen Wagen.
ε Lyrae ist ein beliebtes Beobachtungsobjekt bei Amateurastronomen. Besonders reizvoll ist der Anblick in einem Sechs- bis Acht-Zöller bei etwa 150-facher Vergrößerung. ε1 und ε2 Lyrae sind noch gleichzeitig im Gesichtsfeld zu sehen und ihrerseits deutlich getrennt. Überdies unterscheidet sich die Ausrichtung um fast 90°: ε1 Lyrae ist etwa in Richtung Nord–Süd (die „längsstehende“ Komponente), ε2 Lyr etwa in Richtung Ost–West (die „querstehende“ Komponente) ausgerichtet. Alle vier Sterne erscheinen weiß. Die Umlaufzeitspanne der gesamten „Sternen-Hantel“ beträgt 724 000 Jahre.
Egal wie man das „doppelte Doppel“ betrachtet: Für uns Menschen werden diese Daten ohnehin nicht nachprüfbar sein, auch wenn sich im Laufe der Jahre die Messmethoden verbessern.
Castor - ein Sechsfach Sternensystem im Sternbild Zwillinge
Von Februar bis Mai am Westhimmel gut zu beobachten. Mit den beiden fast gleich hellen Stenen Castor und Pollux bildet das Sternbild ein markantes Objekt am Himmel. Der schönste Doppelstern ist CASTOR alpha GEM, rechts oben.
Castor steht in einer Entfernung von 51 Lichtjahren und sein Begleiter steht in ca. 10:00Uhr deutlich sichtbar neben seinem Hauptstern in einer Distanz von 5.7 Bogensekunden. Castor ist aber nicht nur ein einfacher Doppelstern. Castor ist ein Doppelsternsystem, dass es in sich hat.
Der Bildausschnitt zeigt das Doppelsystem im Gesichtsfeld eines 13mm Hyperion Okulars mit 138 facher Vergrößerung. Casor A und B umkreisen sich in 420 Jahren einmal und bilden aber in Wirklichkeit ein Sechsfach System. Castor A ist zweieinhalb mal größer als unsere Sonne.
Dass Castor, der etwa 51 Lichtjahre von uns entfernt ist, ein so komplexes Mehrfachsternsystem darstellt, ist erst seit einigen Jahrzehnten bekannt. Die sechs Sterne gruppieren sich in drei Sternpaare, die eng umeinander kreisen, während sie ihren gemeinsamen Schwerpunkt, das Baryzentrum, auf stark elliptischen Bahnen umrunden.
Die drei Sternpaare selbst sind spektroskopische Doppelsterne, d. h. sie lassen sich auch im größten Fernrohr nicht trennen, sondern nur anhand periodischer Änderungen in ihrem Spektrum unterscheiden. Auf zwei der Doppelsterne (also vier der sechs Sterne) entfallen etwa 99,8 Prozent der Gesamtstrahlung.
Castor A ist zweieinhalb Mal größer als unsere Sonne. Castor B etwa zweimal so groß. Castor ist deshalb so interessant, weil er in Wirklichkeit mit seinem Begleiter ein Sechsfachsystem bildet.
Beide Sterne, also Castor A und B, sind spektroskopische, also nicht optisch auflösbare Doppelsterne (genannt Aa, Ab, Ba, Bb), die zur Leuchtkraftklasse V gehören. Demnach sind alle vier Sterne (ebenso wie unsere Sonne) sogenannte Hauptreihensterne.
Die dritte Komponente, kurz als α Gem C, auch mit der alternativen Bezeichnung YY Geminorum in Sternkatalogen zu finden, ist ein bedeckungsveränderlicher Stern, bestehend aus zwei Roten Zwergen. YY Geminorum ist nur 8,07 mag hell und umrundet das Castor-System in einem Abstand von etwa 70" von den Komponenten A und B. Der Positionswinkel zu A beträgt 164°.
Eine Beobachtungsnacht auf dem Hohen Meißner
…und dann hat es wieder einmal gepasst … oder doch nicht?
Am 24.Juli 2022 zeigten sich im Westen von Kassel nur ein paar kleine Zirren die sich sicher, wie schon oft beobachtet, gegen Abend auflösen würden.
Es erfolgte um 16.00 Uhr ein Telefon-Rundruf an meine drei Astro Kumpels und um 18.00 wurde das ganze Gerödel ins Auto gepackt. Es ist immer wieder unglaublich, was ein Astronom für einen Kram mitschleppen muss, nur um eine Nacht in der Walachei zu überleben.
Neben Stativ, Montierung, Maksutov, Okularkoffer, Filter Rad und Akku Koffer wären da noch ein Campingtisch, ein bequemer Klappstuhl und eine Rotlicht Stirnlampe zu nennen.
Die Wiese am Beobachtungsplatz hatte ein Kalahari ähnliches Aussehen und der Boden war hart wie Beton. Durch die extreme Hitze der letzten Wochen war alles ziemlich ausgedörrt und sehr trocken. Das kam natürlich der Stabilität der Stativ Aufstellung zugute. Die Stativbeine standen bombenfest.
Im Westen stand eine Zirrus Bank parallel zum Horizont, die uns einen wunderschönen Sonnenuntergang bescherte aber mit Argusaugen beobachtet wurde. Arktur blinzelte so langsam durch den immer noch zu hellen Himmelshintergrund. Die Sucher der Teleskope wurden an den Baumwipfeln in drei Kilometer Entfernung mit dem Hauptrohr in Einklang gebracht.
Jetzt galt es zu warten, bis der Himmel dunkler wurde. Erst ab 22.30 war es möglich die Montierungen an dem Polarstern einzunorden. Die Zirren im Westen haben sich immer noch nicht aufgelöst. Im Gegenteil: Sie teilten sich wie drei böse Finger auf, die in unsere Richtung zogen. Na, das kann ja heiter werden.
Das Einnorden der Montierungen ging sehr schnell, weil schon zigmal geübt. Auch die Stativhöhen stimmten diesmal. Die meisten der geplanten Beobachtungsobjekte konnten im sitzen beobachtet werden. Da ist ein Maksutov oder ein Schmidt Cassegrain Teleskop gegenüber einem Dobson im Vorteil, da man hier bei Objekten, die im Zenit stehen, nicht im Stehen oder auf einer Leiter beobachten muss.
So allmählich kamen die Sterne durch. Im Osten sah man ganz deutlich den dunklen Erdschatten über dem Horizont. Darüber der zarte, blau-violette Schleier der Dämmerung.
Was für ein Anblick. Und dann diese ungewohnte, totale Stille. Irgendwo, ganz weit weg, hörte man einen Waldkauz. Es war wirklich unbeschreiblich.
Auch die ISS zog langsam von Osten kommend über unseren Beobachtungsplatz als wollte sie sagen: „Hallo Jungs, Ihr habt da ein paar Zirren über Euch, aber macht Euch nichts draus, die ziehen weiter.“
Es wurden zuerst die Objekte im Zenit eingestellt. Da war der Ringnebel M57 in der Leier. Epsilon Lyrae wurden als Doppelpaar mit dem Skymax und dem 10er Hyperion Okular einwandfrei getrennt. Die Luft war gar nicht so schlecht, trotz der Zirren.
Die, sonst so unscheinbare, rote LED der Fernsteuerbox blendete wie eine Taschenlampe. Bei der Durchmusterung der Milchstraße mit dem 36er Weiwinkel Okular musste man den Daumen auf der roten LED halten, damit man die Nachtclub Beleuchtung nicht von unten ins Gesichtsfeld bekam.
Auch die dimmbaren, roten Stirnlampen erwiesen sich in der schwächsten Stufe immer noch wie rote Autoscheinwerfer. Das bedeute, dass unsere Augen voll an die Dunkelheit gewöhnt und somit voll adaptiert waren.
Der Cirrus Nebel im Schwan kam mit dem OIII Filter sehr gut, nur unterhalb des Sterns 52 tummelten sich die Ausleger einer Zirrusbank. Cirrus Nebel über Zirrusbank, das hatten wir auch noch nicht. An M81/82 war nicht zu denken. Da stand der Zirrus wie eine Keule.
Aber die Kassiopeia war sehr gut zu sehen und Ha und Chi konnte man schon mit dem bloßen Auge sehr gut erkennen. Was für ein Anblick im 36 Weitwinkel Okular. Nadelscharfe Sterne, wie in einem Refraktor. Ich bin immer wieder begeistert von meinem Skymax 150.
Bei sehr angenehmen 22 Grad saßen wir die ganze Nacht nur im leichten Sommer-Outfit unter der Milchstraße und waren am spechteln. Der Versuch mit einem Weitwinkel Objektiv und der Canon, auf der LX2 Eieruhr-Nachführung, ein paar Milchstraßenbilder zu machen, wurde von den Zirrus Bänken zunichte gemacht. Aber die LX2 lief hervorragend und sehr präzise.
Das linke Bild ist das Original Einzelbild mit ISO 1600 und 60 Sekunden Belichtungszeit. Das rechte Bild wurde hochgepuscht um die Zirrusbewölkung, die an diesem Abend herrschte, im Nachhinein sichtbar zu machen.
Jupiter dümpelte noch im Dunst des Horizonts herum aber Saturn zeigte sich von seiner besten Seite. Irgendwie war diese Nacht, trotz der nervigen Zirren doch ein Erlebnis.
Kurz nach drei Uhr wurde dann langsam und gewissenhaft abgebaut. Dabei lag die Betonung auf langsam und gewissenhaft. Jede Klemmschraube, die in der falschen Reihenfolge gelöst würde kann zur Katastrophe führen, wenn das Fernrohr plötzlich umschlägt, weil das Gegengewicht nicht am untersten Schwerpunkt der Montierung stand. Oder umgekehrt: Das Fernrohr schlägt um, weil das Gegengewicht in der falschen Stellung abgenommen wurde oder ein Okular fällt heraus und knallt auf den Boden. Da gibt es viele Möglichkeiten, die Nerven und Geld kosten.
Das ganze Gerödel wurde wieder ordentlich im Kofferraum verstaut und wir fuhren, immer noch begeistert von dem Erlebten, gemütlich nach Hause.
Irgendwann gegen vier Uhr kamen wir zu Hause an. Das ganze Geraffel blieb im PKW in der Garage und wurde erst am nächsten Abend wieder ausgeladen. Frühstück gab es zur Mittagszeit und der Tag verging wie im Tran. Astro-Jetlag könnte man es nennen. Man sollte an solchen Tagen keine wichtigen Entscheidungen treffen, außer Kaffee oder Tee, Salami oder Honigbrötchen. Man sollte nichts unterschreiben, keine Fragen mit Ja oder Nein beantworten und am folgenden Abend früh ins Bett gehen.
Am 26.12.2022 gab es gegen 23.00 Uhr eine Wolkenlücke. Was sind eigentlich Wolkenlücken? Faszinierend. Ja da war mal was. In grauer Vorzeit. Ich glaube dahinter gibt es sogar Sterne, hab mal sowas gesehen, ist aber lange her….
Sarkasmus beiseite:
Es war glockenklar für ein paar Minuten. Was tun? Jetzt geht nur noch Handy auf Stativ. Gesagt getan. Nachtmodus eingestellt. Pustekuchen, war nix. Alles grün-gelber Matsch bei ISO 6400 Vollautomatik.
und nach dem Motto: Geht nicht, gibt's nicht, wurde alles ausprobiert was auf die Schnelle machbar war.
Also Profi Einstellungen:
ISO 400, sechs Sekunden Belichtungszeit, Weißabgleich nach 3 unterschiedlichen Einstellungsversuchen auf Kunstlicht, auslösen und fast vom Stuhl gefallen. Es ist Wahnsinn was da geht. Unglaublich!
Davon haben wir in den 70er Jahren nur geträumt. Es hat doch was, wenn man alt wird…
Wenn man sich allerdings die Bilder einmal genauer anschaut, kann man trotz anfänglicher Begeisterung doch erkennen, dass die Qualität der Bilder schnell an ihre Grenzen stößt.
Im unteren Bereich der Bilder zeigen sich Artefakte im Bildhintergrund, die bei professionellen Kamera-Aufnahmen nur ganz minimal vorhanden sind. Das hängt mit der Bildauflösung des kleinen Aufnahmechips und der internen Bildverarbeitung des Smartphones zusammen.
Es gib da eine App von Michael Seeboerger-Weichselbaum die sich "DeepSkyCamera für Android" nennt und die ein paar sehr gute Einstellmöglichkeiten für Astro Aufnahmen mit dem Smartphone bietet.
https://play.google.com/store/apps/details?id=de.seebi.deepskycamera&gl=US
Die folgenden Bilder wurden bei mäßigen Bedingungen ebenfalls mit dem Smart-Phone aufgenommen. Dabei wurde die App DeepSkCamera für Android zum ersten Mal getestet.
Das Smartphone war ein Huawei P20 pro. Folgende Einstellungen wurden vorgenommen:
1. Einzelbildmodus-JPG
2. ISO 200
3. Belichtungszeit 6 Sekunden
4. Fokus manuell
Die Bilder wurden im Handy-Hochformat gemacht und am unteren Bereich beschnitten um die Straßenbeleuchtung und den Dunst etwas zu eliminieren.
Wenn man die Bilder bei Tageslicht betrachtet, kommt da nicht wirklich viel aber bei völliger Dunkelheit kann man Sterne bis zur 5.Größenklasse erkennen. Ziel war es, zu sehen wie genau man den Fokus mit der App manuell einstellen kann. Beim nächsten Versuch wird die Belichtungszeit ausgetestet.
Es dürfte am nördlichen Winternachthimmel kaum ein Objekt geben, was faszinierender ist als der Orion Nebel. Unterhalb der Gürtelsterne des Sternbildes Orion befindet sich das „Schwert“ des Orion. Im Fernglas kann man erkennen, dass der mittlere der drei untereinander stehenden Sterne nur ein kleiner verwaschener Fleck ist. Je dunkler der Himmelshintergrund ist, umso deutlicher sieht man die filigranen Strukturen des Nebels. Der Orion Nebel erhielt von Charles Messier, einem französischen Astronomen, die Nummer 42. Im National Galactic Katalog (NGC) wird er unter NGC 1976 geführt.
Der Orion Nebel steht in einer Entfernung von 1350 Lichtjahren und ist ein Emissionsnebel der überwiegend aus Wasserstoff und interstellarem Staub besteht. Hier bilden sich neue Sterne, weshalb der Nebel für die Astronomen ein hoch interessantes Forschungsobjekt darstellt. In seiner Mitte kann man vier trapezförmig stehende Sterne erkennen, die den Wasserstoff zum Leuchten anregen. Der Orion Nebel befindet sich innerhalb unserer Galaxis und steht im sogenannten Orion Arm. Einem von fünf Armen, die unsere Galaxis bilden und eine Länge von jeweils 20 000 Lichtjahren haben und ca 2000 Lichtjahre breit sind. Unser Sonnensystem befindet sich im Sagittarius Arm, der sich zwischen dem Orion- und dem Perseus-Arm befindet. Die äußeren Arme sind noch nicht eindeutig klassifiziert. Es gibt sogar die Vermutung, dass unsere Galaxie noch einen sechsten Arm besitzt. Der Orion Arm ist das Sternenband, das wir als unsere Milchstraße bezeichnen und die wir mit bloßem Auge sehen können.
Das Bild wurde vom Hobby Astronom und Fotografen Jörg Salzer gemacht. Jörg machte mit einem Kleinrefraktor von 480 mm Brennweite 75 Bilder mit jeweils 60 Sekunden Belichtungszeit, die anschließend mit einem Astroprogramm zusammengerechnet wurden. Nach eineinviertel Stunden Gesamtbelichtungszeit wurde mit der Bildbearbeitung der Orion Nebel herausgearbeitet. Das Bild dürfte zu den besten Aufnahmen gehören, die ein Amateur Astronom heutzutage machen kann. Man kann in der Mitte des Emissionsnebels die vier kleinen, trapezförmig angeordneten Sterne erkennen, ohne dass das Bild überbelichtet wirkt. Diese Trapezsterne regen den Wasserstoff zum Leuchten an und gelten als eine Geburtstätte für neue Sterne.
Mein Dank geht an Jörg Salzer, der mir die Aufnahme zur Verfügung gestellt hat.
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