Moostierchen - Bryozoen
Auf den ersten Blick denkt man an eine Miniaturkoralle wenn man das kleine Kalkröhren Skelett unter einer starken Lupe oder dem Mikroskop betrachtet.
Von Ernst Haeckel in seinem Werk: " Kunstformen der Natur " im Jahre 1904 beschrieben und erforscht, hat man bis heute ca. 5600 Arten dieser merkwürdigen Tierchen registriert. Bei fossilen Funden sind es sogar sechzehntausend Arten.
Die Bryozoen leben in den Kalkröhren der verästelten "Korallenarme" und sehen aus wie mikroskopisch kleine Röhrenwürmer. Ein einzelnes Moostierchen nennt der Biologe Bryozoa, die ganze Gruppe sind die Bryozoen, wie das im Lateinischen so üblich ist.
Man zählt die Moostierchen zu der großen Gruppe der Urmünder, die sich seit vielen Millionen Jahren in den Weltmeeren und in Süßwasserseen entwickelt haben. Die Geologen verwenden die fossilen Moostierchen deshalb gerne zur Altersbestimmung von Sedimentschichten.
Die Moostierchen bilden mit ihren winzigen Verästelungen ganze Kolonien, die wie ein einziger Organismus funktionieren. Es gibt Moostierarten die im Süßwasser als auch in den Weltmeeren zuhause sind. In einer Kolonie herrscht eine systematische Arbeitsteilung. Da gibt es den Bereich der Wurzelbildung, den Bereich der Nachwuchsförderung und den Bereich der Verteidigung. Hier wird verhindert, dass sich Fremdorganismen einnisten die Schaden an der Kolonie anrichten könnten.
Bei der Nachwuchsförderung bilden ganze Gruppen von Moostierchen Geschlechtszellen, in denen sich kleine Larven bilden. Diese wandeln sich durch Metamorphose um und bilden die ersten Weichkörper (Zooiden). Es gibt auch noch die ungeschlechtliche Fortpflanzung bei der sich, wie bei den Süßwasserarten, regelrechte Knospen in den Röhren bilden die das absterbende Moostierchen aus der Röhre drücken. Diese Knospen verwandeln sich in ein neues Moostierchen, das genetisch absolut identisch mit seinem Vorgänger ist.
Die Grafik zeigt den Aufbau eines Moostierchens. Mit den Tentakeln werden Nährstoffe aus dem Wasser gefangen und dem Verdauungstrakt zugeführt. Dieser ist sehr einfach aufgebaut und besteht nur aus Mund, Magen und After. Die Muskel sorgen durch andauernde Kontraktion für die Bewegung der Tentakel, des Mundes und des Anus.
Es ist zu vermuten, dass die Röhren des Kalkskeletts durch die Ausscheidungen des Anus aufgebaut werden. Das wäre die Erklärung, warum der Anus so weit oben, knapp unterhalb des Mundes liegt. Eine weitere Überlegung führt zu dem Schluß, dass jedes Moostierchen in seinem Leben einen Kalkring um seine Wohnröhre legt. Das würde die Ringstruktur des Röhrenaufbaus erklären. Sollte das zutreffen, könnte man die Anzahl der Moostierchen bestimmen, die bisher in der Kalkröhre gelebt haben.
Dabei ist aber zu bedenken dass Süßwasser Moostierchen einen Chitinring als Röhre aufbauen, während das Skelett der im Meer lebenden Moostierchen aus Kalk besteht. Das ist wiederum für die Sedimentbestimmung der Geologen wertvoll, da sie daran erkennen können, ob hier in prähistorischer Zeit ein Süsswassersee oder ein Meer existiert hat.
Mein Dank geht an Wolfgang Grigoleit der mir das Präparat für die Bilder zur Verfügung gestellt hat.