MOOS




Weltweit gibt es über 16000 Moosarten. In Deutschland hat man über 1100 Moosarten registriert, davon im alleine bayrischen Raum eintausend Arten die nur dort vorkommen.  Sie haben sich vor 400 Millionen Jahren aus algenähnlichen Pflanzen entwickelt und lebten im Zeitalter des Karbon in feuchten Farnwäldern. Die feuchte Umgebung ist bis heute ihr Lebensraum geblieben. Sie benötigen die wässrige, tropfende Umgebung um ihre Sporen zu transportieren.

Es gibt Moosarten die fast ohne Licht auskommen und in kleinen Steinhöhlen und Ritzen wachsen. Die Sporen mancher Moosarten können, wenn sie vom Wasser irgendwo hin gespült wurden, auch austrocknen und jahrelang ohne Wasser überstehen. Es gibt aber auch Moosarten, die einen kleinen Schlauch am unteren Ende der Spore haben, mit dem sie Wasser aufnehmen. Diese Sporen schwimmen wie kleine Bojen in Fließgewässern und sorgen so für die Verbreitung entlang kleiner Bäche und Flüsse.




Funaria hygrometrica



Diese Moosart zählt man zur Gattung der Laubmoose, die bevorzugt nährstoffreiche Standorte besiedelt. Man nennt diese Moosart auch Drehmoos, weil sich Ihre gelblichen Mooskapseln beim aufspringen drehen, während sie Ihre Samenpollen ausschleudern.
Man findet die Laubmoose an sandigen oder lehmigen Böden. Sie gedeihen auch auf Ton und lieben eine gleichmäßige Feuchtigkeit, aber kein stehendes Wasser. Die Mooskapseln gedeihen das ganze Jahr über und bilden immer reichlich Sporen, die unter einem erheblichen Druck in der Sporenkapsel ruhen.










Schneidet man mit einem scharfen Skalpell eine reife Kapsel an, so stieben die Pollen explosionsartig aus der Pollenkapsel. Das kann man auf dem 4. Bild der unteren Galerie sehr gut sehen. Die Samenkapsel wurde mit einem Mikro Skalpell am Fuß der Stängels angeschnitten. Die Pollen wurden daraufhin schlagartig aus der Samenkapsel „herausgepustet“.
















In der ersten Grafik ist der Lebens und Verbreitungszyklus einer Moospflanze dargestellt. Im letzten Bild sieht man ein paar Pollenpakete in 160 facher Vergrößerung. Die einzelnen Sporen haben einen Durchmesser von 12 bis 22 my. Die Bildbreite beträgt gerade mal 0,8 Millimeter.

Normalerweise entlässt die Pollenkapsel ( Theka) ihre Sporen durch öffnen des halbrunden Kapsel-Deckels (Operculum) , der sich über eine lamellenformige Verzahnung öffnet und schließt. Die Lamellen können mehrfach geöffnet und geschlossen werden, damit keine Feuchtigkeit die Pollen verklumpen kann.

Hier stellt sich die Frage, wie die Samenkapsel den Druck in ihrem Inneren aufbaut und aufrecht erhält, da die Pollenkapsel samt Stiel schon ein paar Stunden abgeschnitten unter dem Mikroskop lag. Sie wurde erst nach der ersten Fotoserie aufgeschnitten.



Inzwischen wurde folgendes herausgefunden:

Viele Pflanzen haben eine Fähigkeit, die man als elektrische Orientierung bezeichnen könnte. Sie besitzen Rezeptoren, mit denen sie in der Natur vorkommende, elektrische Felder wahrnehmen können. Das bedeutet, dass die Pflanzen in der Lage sind statische Aufladungen zu erkennen.

Die Pollenbehälter der Moose arbeiten bei der Pollenabgabe auch mit statischer Aufladung. In dem Moment wo die Pollenbehälter geöffnet werden stieben die Pollen, wie durch ein Magnetfeld angetrieben, davon. Die unterschiedliche elektrische Ladung führt außerdem zur Verklumpung der Pollen. Diese Pollenpakete nennt man Pollinium.

Die Pollenkapsel hat eine andere statische Aufladung als ihre äußere Umgebung. Viele Pflanzen sind in der Lage, diese statische Aufladung beliebig zu verändern. Dadurch können sie den Austoß der Pollen gezielt steuern. Anfliegenden Insekten werden dadurch die Pollen regelrecht entgegen geschleudert.



Bei unserer Mooskapsel hatte das Mikro-Skalpell vermutlich die negative Ladung und stellte somit den Minus Pol dar. Beim Aufschneiden schossen dann die positiv geladenen Pollen der Skalpell Klinge regelrecht entgegen.






Laubmoos - Antitrichia-curpendula



Die Laubmoose bestehen aus dem Spross und den Blättchen der Pflanze. Der Spross sorgt in erster Linie für die Stabilität der Pflanze. Er hat in seiner Mitte nur einen einzigen dünnen Leitungskanal, der Wasser führt.
Die Blättchen der Laubmoose sind rundlich und leicht gekringelt. Sie sind in zwei, manchmal auch in drei Reihen am Spross angeordnet.










Die "Moosstängel" stehen oft aufrecht, sind aber im Grund des Moos-Rasens miteinander verflochten. Diese Moose haben keine Wurzeln. Sie sind stattdessen im Boden mit ihren einzelligen Fäden (Rhizoiden) verankert, die wie ein bäunliches Filzgeflecht aussehen. In den unteren Bildern kann man schön die bräunliche Färbung am Fuß der Pflanze erkennen.













Bei einem Biosphärenprojekt am Schülerforschungszentrum in Kassel wurde mit einem hermetisch abgedichteten Aquarium ein Versuch gemacht, eine autarke Biosphäre am Laufen zu halten. Es wurden diverse Pflanzen eingesetzt um das Wachstum unter künstlichen Bedingungen zu erforschen.
Durch einen Stromausfall während der Ferien kollabierte das Biotop. Übrig blieb eine Schlammschicht aus der winzig kleine Moospflänzchen herauswuchsen. Es bildete sich zartes Moos welches in kleinen, drei Zentimeter großen Inseln aus der Schlammschicht hervorschauten.










Bislang war es nicht möglich das junge Moos eindeutig zu identifizieren. Es könnte sich um eine Laubmoosart der Unterart Syntrichia  handeln. Diese Moose werden auch unter dem Begriff "Drehzahnmoos" gelistet. Die Anordnung und das Aussehen der Blätter lassen diesen Schluss zu. Das Aussehen der Blattzellen und ihre Anordnung passen aber nicht. Da noch keine Moos Sporen (Sporophyten)  gewachsen sind, ist diese Bestimmung noch sehr unsicher.










Bei den folgenden Bildern handelt es sich um unterschiedliche Laubmoosarten, die in ein und demselben Moosbüschel gefunden wurden.

















Der Moosbüschel, aus dem die oben gezeigten Pflänzchen herausgezupft wurden, in den unterschiedlichsten Ansichten.

Wer sich gerne mit der Auflösung von Suchbildern beschäftigt, findet hier ein spannendes Betätigungsfeld.  ;)



Hier eine Bilderserie einer ähnlichen Laubmoos Art:          :neu:














Anschließend wurde ein Mosspflänzchen in Paraffin Wachs eingegossen. Mit einem Mikro-Manipulator wurde das Pflänzchen exakt waagrecht ausgerichtet und in das Paraffin getaucht. Das Wachs hatte eine Temperatur von 60 Grad. Bei dieser Temperatur bleibt es gerade so flüssig. Was jetzt folgte war nichts anderes als eine Haarspalterei ersten Grades, nach dem Russisch Roulette Prinzip. Es ist absoluter Zufall genau die Mitte des Moos Stammes mit dem Messer zu treffen.
Aber es hat geklappt. ;)

Der Paraffinblock wurde scheibchenweise mit einem "B" Messer auf dem Schlittenmikrotom abgehobelt. Die Zustellung betrug 15 my. Ob das Messer dieses Maß allerdings geschnitten hat, sei dahingestellt. Es enstanden beim Schneidvorgang hauchfeine kleine "Keksröllchen" aus Paraffin, in denen etwas grünlich schimmerte. Nach drei Stunden im Xylol Bad aufgelöst, wurden die feinen Moosteilchen bei 45 facher Vergrößerung unter dem Stereomikroskop herausgefischt. Anschließend wurden sie mehrmals auf einem Objektträger, mit jeweils einem Tropfen 100 % Isopropanol, sauber gespült.

Anschließend wurde das kaum sichtbare Teilchen unter dem Stereomikroskop mit einem kleinen Tropfen Euparal eingedeckt.
Das Ergebnis konnte sich sehen lassen und motiviert zu weiteren Versuchen. :)










Eine Erkenntnis erschließt sich dem Moos analysierenden Forscher bei seinen Recherchen aber sofort:

Es gibt nur drei Arten der Moose : Hornmoose, Lebermoose und Laubmoose.

Aber:

Diese verteilen sich weltweit auf 16 000 bekannte Unterarten.

Und:

In jeder Gegend der Welt werden die Moose anders bezeichnet. Dadurch entsteht ein Wirrwarr an Begriffen und Bezeichnungen bei denen man den Eindruck haben könnte: "ohne Moos nix los"












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