Pflanzenschnitte


Faszination der Pflanzenschnitte


Pflanzenschnitte werden hergestellt um die inneren Strukturen eines Pflanzenstiels oder eine Blattes sichtbar zu machen.
Man schneidet mit speziellen Vorrichtungen (Mikrotoms) und Rasierklingen ganz dünne Scheibchen von einem Pflanzenstiel, färbt sie mit einer Tinktur und bettet sie zwischen zwei Glasplättchen mit einem speziellen Harz ein.












Bei den ersten drei Bildern sieht man ein Handmikrotom, mit dem man Schnitte herstellen kann, in dem man eine Klinge über das zu schneidende Pflanzenteil zieht. Das hier gezeigte dünne Blatt wird zwischen zwei Karottenhälften eingespannt und geschnitten. Nach dem gleichen Verfahren wird mit dem Schlitten-Mikrotom geschnitten, wie es auf den folgenden Bildern zu sehen ist.Der Unterschied zum Handmikrotom besteht darin, dass die Klinge mit einem Schlitten in einer genau definierten Richtung über das zu schneidende Teil geführt wird. Durch das hohe Gewicht des Messerhalters wird der Schnitt ausgesprochen sauber und präzise ausgeführt.

Kleckereien mit der Farbe, mit denen die Schnitte anschließend gefärbt werden, sind unbedingt zu vermeiden.Diese Farbtinkturen sind so gut wie nicht mehr zu entfernen.



Nach einer mehrtägigen Trocknungsphase ist das Einbettmittel absolut klar und der kleine Pflanzenschnitt schwebt regelrecht in diesem optisch reinen Harz.



Die nachstehenden Bilder zeigen die Reihenfolde der Vorbereitung des Schnittes einer Sarrazenia.












Bild 1: Das sind die Dinge, die man zur Vorbereitung eines Schnittes benötigt.
Bild 2: Ein Stück aus der Trompete der Sarrazenia.
Bild 3: Im Vergleich mit einem Streichholz.
Bild 4: Die fein geschnittenen Teile in einer Schale mit Isopropanol.
Bild 5: In diesen Schalen wird gefärbt. Es empfiehlt sich dringend, alle Optiken von dieser Farbe fernzuhalten.
Bild 6: Das Pflanzenteil ohne Färbung mit 25 facher Vergrößerung.
Bild 7 und 8: Das fertige Präparat im Dunkelfeld des Mikroskops fotografiert.





Das kleine Grundschlitten Mikrotom Nr. 1210 von E.Leitz                   :neu:


Im Jahr 1923 baute die Firma E.Leitz das erste kleine Schlitten Mikrotom, welches hier vorgestellt werden soll.
Das Mikrotom stammt aus einer Schenkung und war in einem althistorischen, sehr bedenklichen Zustand. Es wurde komplett in seine Einzelteile zerlegt und Schraube für Schraube aufgearbeitet. Die Führungen des Grundgestells und des Messerschlittens wurden aufwändig nachgeläppt und wieder eingeschliffen. Die schwarze Farbe des Grundgestells hatte ein etwas sepulkrales Erscheinungsbild, weshalb nach der Überarbeitung des Mikrotoms ein metallisch blaue Hammerite-Farbe als Gestellfarbe gewählt wurde.










Die Arbeit mit diesem wiederverwendbaren Gerät sollte Spaß machen und nicht an verknöcherte, Zigarren rauchende Weißkittel erinnern, die in dunkel getäfelten Forensiklaboren, ihr hoch herrschaftliches Wissen an die Studenten vermittelten.

Als praxisorientierte Neuerung wurde eine abnehmbare Plexiglas Platte unter den Probenhalter montiert, damit das herabfallende Schnittgut nicht den frischen Lack des Grundgestells verschmutzen kann. Zur Reinigung ist alles mit ein paar Handgriffen zerlegbar.










Es empfiehlt sich die Messer sofort nach dem Schneiden zu reinigen und mit Ballistol ganz leicht einzufetten, da man den Messern beim rosten zusehen kann. Der Pflanzensaft eines Geranien Stiels (Pelargonium) hat auf dem Messer sofort einen lila Schleier hinterlassen, der kaum noch zu entfernen war.



Die Messer für das Mikrotom


Auf den folgenden Bildern sehen wir die Messer, die für den Einsatz in einem Schlittenmikrotom Verwendung finden.
Die Firma Wilhelm Walb und deren Nachfolger verkauften in Heidelberg um 1900 medizinische Geräte und chirurgische Instrumente, die dem damaligen Stand der Technik entsprachen. In einem speziellen Katalog wurden diese Instrumente Krankenhäusern, Laboren und deren Fachkräften angeboten.
Die beiden ersten Bilder zeigen eine Ansicht und einen Einblick in einen solchen Katalog wie er um die Jahrhundertwende angeboten wurde.










Die Firma Rudolf Jung lieferte um 1900 auch für E.Leitz und C.Reichert in Wien die Mikrotom Messer. Es ist zu vermuten, dass Jung auch für Wilhelm Walb die Messer produzierte und in schicken, mit rotem Samt ausgelegten Schatullen lieferte. Die Firma Rudolf Jung hatte damals ihren Firmensitz, ebenso wie Wilhelm Walb, auch in Heidelberg. Diese kleinen Messer sind sehr aufwändig gefertigt und waren in erster Linie für die kleinen Schlittenmikrotome der Firmen E. Leitz und C. Reichert in Wien bestimmt.

Die Jung Standard Messer wurden in Holz Schatullen geliefert und fanden in den etwas größeren Jung-Reichert Mikrotomen Verwendung. Nicht immer ging das akademische "Fachpersonal" , welches meistens nur wenig Ahnung von Metallverarbeitung und der mühsamen Herstellung und dem Schliff der Messer hatte, pfleglich mit diesen Messern um. Das ist leider bis heute noch so. Heutzutage werden deshalb in zunehmenden Maße Einmalkliongen in entsprechenden Haltern verwendet, die richtig teuer sind.










Die Messer wurden nach ihrer Benutzung nicht fachgerecht gereinigt und haben an vielen Stellen Ätz-Macken und Riefen, die von der unsachgemäßen Behandlung der Messer herrühren. Es dürften unzählige Stunden an Schleif- und Polierarbeit ins Land gehen, bis diese Messer sich wieder in einem einwandfreien Zustand befinden.

Im Laufe der Jahre ergaben sich die bewährten Messerformen, wie sie teilweise heute noch verwendet werden. Sie unterscheiden sich durch ihre Schnitt-und Anstellwinkel aber auch durch ihre Metall-Legierungen.
Je nachdem wie hart oder nachgiebig die zu schneidende Probe ist, verwendet man die folgende Schneiden-Geometrie.










Hier sehen wir die ersten Schnittversuche mit dem restaurierten Leitz Schlittenmikrotom. Die Schnitte wurden mit einem "B" Messer gemacht.      :neu:














Zuerst wurde ein dürrer Ast, der mit ein paar Xanthoria Parietina Flechten besetzt war, in Paraffin eingegossen. Der Paraffinblock hat sich, durch das in den trockenen Flechten noch enthaltene Parietin, sofort gelbgrün verfärbt. Und was nicht für möglich gehalten wurde, hat auf Anhieb funktioniert. Mit einem frisch geschliffenen Messer wurde ein 30 my Schnitt mit den noch anhaftenden Flechten an der Rinde gemacht. Der Schnitt wurde mit dann mit Ethanol aus dem Paraffin herausgelöst und mit Euparal eingedeckt. Auch danach hafteten ein paar Flechten noch fest an der Rinde, obwohl diese nur oberflächlich an der Rinde haften und nicht in das Holz des Astes eindringen, wie es ein Pilz machen würde.

Einen ausführlichen Bericht darüber findet man in der Rubrik "Pflanzen und Stiele" und dort unter - "Flechten" .






















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