Wanzen
Wanzen - Lygydae
In Europa findet man etwa 1000 Arten von Wanzen. Weltweit sind es über 10 000. Sie leben fast überall in Wiesen, Wald und Feld. Auch im häuslichen Bereich zur „Freude“ der Mitbewohner. Wanzen sind in erster Linie Pflanzensaft-Sauger.Es kommen aber auch blutsaugende Wanzen bei der erstaunlichen Vielfalt dieser Spezies vor.
Die Wanzen erkennt man allgemein an ihren „eckigen“ Schultern und am Saugrüssel, den sie angeklappt unter dem Bauch tragen. Bei manchen Wanzenarten ist der Rüssel fast so lang wie der gesamte Körper.
Die Lederwanze - Gastrodes grossipes
Beim Bild Nr.4 sieht man das Ende des rechten Fühlers mit seinen feinen Haar-Sensillen.Es handelt sich dabei um hochempfindliche Sensoren die Temperaturen, Luftfeuchtigkeit und Düfte auffangen können.
Auf dem Bild Nr.5 sieht man den Saugrüssel, der wie ein Degen in seine Chitin-Schutzhülle eingeschoben wird, damit er nicht beschädigt wird. Bricht der Saugrüssel ab, so bedeutet das das Ende der Wanze, weil er bei den Wanzen das einzige Mundwerkzeug zur Nahrungsaufnahme ist.
Das Bild Nr.6 zeigt von unten die Gelenk-Kugeln der beiden Vorderbeine. In der Mitte erkennt man den Saugrüssel, der zwischen den Vorderbeinen ruht und zwei Drittel der Gesamtlänge der Wanze einnimmt.
Im Bild Nr.7 sehen wir die Draufsicht einer Lederwanze, die zwei Jahre zuvor an der gleichen Stelle gefangen wurde. Es kann sein, dass es sich um eine etwas andere Art handelt, weil der Nackenbereich eher schwarz ist und das "Leopardenfell" fehlt.
Im Bild Nr.8 sind die leicht geöffneten Flügeldecken mit den darunter liegenden Flügeln zu sehen, die sich im schräg einfallenden Licht in allen Farben spiegeln.
Die Feuerwanze - Pyrrhocoris apterus
Die Feuerwanze ist in Europa verbreitet und wird oft mit einem Käfer verwechselt. Es gibt nur vier Arten dieser Wanze, die man zu den Saftsaugern zählt. Sie geht aber auch an Insekteneier die sie mit ihrem sehr harten Saugrüssel ansticht.
Die Feuerwanzen Weibchen haben nur sehr kurze Flügel und sind kaum flugfähig, während die Männchen relativ große Flügel unter ihren Flügeldecken tragen. Die Körperlänge der Feuerwanzen beträgt zwischen 8 und 12 Millimeter.
Ihr Verbreitungsgebiet erstreckt sich von den Alpen bis zur Nordseeküste. In England wird diese Wanze nur sehr selten beobachtet und zählt bei den Briten eher zu den Exoten. Das östliche Verbreitungsgebiet erstreckt sich über Russland bis weit nach China und in dessen tropische Regionen, bis in Höhen von 1000 Meter.
Man findet sie unter Buchen, Linden, Malven und Hibiskusgewächsen, deren Saft sie liebt. Hier findet man auch die grössten Exemplare.
Das erste Bild stammt von einer Feuerwanze vom April 2011, die unter einer Linde gefangen wurde. Die übrigen Bilder zeigen eine Wanze vom Juni 2014, deren Population sich unter einer Buche befand. Es ist bisher unklar ob die unterschiedliche Färbung mit dem unterschiedlichen Nahrunsangebot oder mit der Entwicklung zum erwachsenen Tier zusammenhängt.
Es könnte sein, dass die um zwei Monate ältere Wanze deshalb eine kräftigere Farbe hat, weil sie sich in einem adulteren Stadium befindet.
Die ersten vier Bilder sind durch ein Stereomikroskop gemacht worden, die unteren Bilder wurden mit Zeiss Optiken unter einem Zeiss Standard Mikroskop gemacht. Kamera war eine Canon 550 D, mit der auch die Aufnahmen durch die Zeiss Optiken gemacht wurden. Die Beleuchtunsbedingungen waren bei beiden Bilderserien gleich.
Der kritische Betrachter möge sich selber ein Bild von der Qualität der Optiken machen.
Grüne Futterwanze - Lygcogoris pabulinus
Auch sie gehört zu den 1000 Wanzenarten, die bei uns in Europa heimisch sind.
Diese Wanzenart hält sich am liebsten in wild wachsenden Heckensträuchern und Brennnessel-Büschen auf. Sie ist ein reiner Pflanzensaftsauger. Man kann das an der Rüsselspitze deutlich erkennen. Sie hat einen mit feinsten Härchen besetzten Saugrüssel, mit dem sie ihre Nahrung aufspürt. Es sieht allerdings aus, als wäre die Rüsselspitze bei dem hier gezeigten Exemplar beschädigt.
Hier sehen wir die Wanze von der Seite und das markante, elliptische Auge, sowie den auffallend langen Saugrüssel mit der beschädigten Spitze.
Auf den nächsten Bildern kann man die Luftversorgungsadern erkennen. Diese Adern sind im Aufbau ähnlich wie hochelastische Staubsaugerschläuche,die das ganze Insekt durchziehen. In der Fachsprache nennt man diese Atemschläuche Tracheen. Bild 3 und 4 zeigen die Rückenschalen unter denen sich bei den meisten Wanzenarten die kurzen Stummelflügel befinden.
Bei unseren Ur-Insekten war jede Trachee ein eigenständiges Atmungssystem. Bei unseren heutigen Insekten sind die Tracheen aber größtenteils miteinander verbunden und bilden ein komplexes Gesamtsystem, das die Luftzufuhr durch diese röhrenartigen Schläuche regelt.
Alle Grafiken mit freundlicher Genehmigung von
aktion-wespenschutz.de und deren Literaturhinweisen.
Die dickeren Hauptschläuche sind so aufgebaut, dass sie nicht zusammenfallen können. Eine spiralförmige Verstärkung um den Außenschlauch gewährleistet auch bei höchsten Belastungen eine sichere Luft und Sauerstoffzufuhr. Die etwas dünneren Schläuche enden meistens am Außenpanzer der Insekten und haben verschließbare Einsaugöffnungen. Diese Öffnungen nennt man Stigmata. (Bild 2) Dahinter befinden sich die eigentlichen Röhren, die mit einer feinen Haarschicht bedeckt sind um die Luft zu filtern, ähnlich den Filterhaaren die wir Menschen in unserer Nase haben.(Bild 4) Im letzten Bild kann man sehr schön die Tracheenverästelung am Rüsselansatz unserer grünen Futterwanze erkennen.
Im Inneren des Insektenkörpers werden die Tracheen immer feiner verästelt und diese feinen Verästelungen enden an den Muskelsträngen, wo viel Luftsauerstoff benötigt wird. Das sind in erster Linie die Muskelpakete zum Bewegen der Flügel und der Beine. Bei erhöhtem Sauerstoffbedarf pumpt das Insekt mit dem Hinterleib, der dabei teleskopartig zusammengezogen wird.
Hier sieht man einen Teil der Tracheen im Bauch einer Rhododendron Zikade. Mit diesen Beispiel-Bildern soll gezeigt werden, wie komplex ein solches Röhrensystem im Inneren eines kleinen Insekts aufgebaut ist.
Der Wasserläufer - Gerridae
Die Herkunft dieses neun Millimeter langen Wasserläufers lässt sich nicht verleugnen. Er gehört eindeutig zur Untergattung der Wanzen. Das ist an seinem Saugrüssel zu erkennen, der eindeutig auf die nahe Verwandtschaft zu den Wanzen schließen lässt.
Die Wasserläufer können mit diesem Rüssel durchaus durch zarte Menschenhaut stechen. Also Kinder: Vorsicht! (hier spricht Jemand aus eigener Erfahrung)
Von den Wasserläufern gibt es in ganz Europa 16 bekannte Arten, die aber nur sehr schwer voneinander zu unterscheiden sind. Die Wasserläufer können durch die Oberflächenspannung des Wassers mit ihren dicht behaarten Füßen (Tarsien) sehr schnell über das Wasser laufen. Sie fangen auf das Wasser gefallene Insekten und saugen diese regelrecht aus. Dabei werden die Opfer mit den etwas kürzeren Vorderbeinen festgehalten. Wasserläufer haben Flügel, die von Art zu Art unterschiedlich lang sein können.
Bei Überraschungsangriffen können die Wasserläufer, je nach Flügelstärke, über dreißig Zentimeter hoch springen um rasch an ihre Beute zu gelangen. Sie spüren mit ihren empfindlichen und exzellent gelagerten Beingelenken die Vibrationen der Wasseroberfläche, wenn ein Opfer auf das Wasser fällt.
Die Weibchen der Wasserläufer legen das ganze Jahr über ihre Eier an Gras und Schilfhalmen im Wasser ab. Aus den Eiern schlüpfen Larven, die sich nach fünf Entwicklungsstadien durch verpuppen zum fertigen Insekt entwickeln.