Wespen und Hornissen
Wespen – Vespinae
Von unseren echten, gelb-schwarzen Wespen, gibt es 61 bekannte Arten, die zur Gattung der Hautflügler zählen. Davon hat man in Deutschland bisher 11 Arten registriert.
Weltweit gibt es 25000 bekannte Wespenarten, davon leben 1600 von Schadinsekten und Pflanzenparasiten. Das heißt sie ernähren sich von Insekteneiern und Klein-Insekten. Blattläuse, Apfelwickler und Spinnen gehören zu ihren bevorzugten Leckerbissen. Aber auch pflanzliche Kost wird nicht verabscheut. Das gilt auch für unsere heimischen Wespen.
Zitat aus der Webseite Aktion Wespenschutz.de :
Bei einer Zählung in einem 6stündigen Zeitraum brachten z. B. 300 Wespenarbeiterinnen der gemeinen Wespe 3150 Insekten ins Nest.
Darunter galten als Hauptbeute 2500 Fliegen. Zu den weiteren 650 Beutetieren gehörten u. a. Stechmücken, Larven von Heuschrecken, Raupen und Spinnen.
Wespen bauen ihre Nester aus Papier, Pflanzen- und Holzresten. Sie zerkauen diese zu einem Brei, vermischen alles mit Speichel und bauen mit dieser Pappmaschee, in Winkel und Ecken von Dachböden oder Dachbalken, ihre oftmals kiloschweren Burgfestungen. In einem Fußball großen Wespennest leben 1600 bis 2000 Wespen. Im Herbst stirbt der Wespenstaat aus. Die Arbeiterinnen töten die Drohnen und verlassen das Nest, um in freier Wildbahn zu sterben. Nur die Königinnen überleben den Winter und gründen im Frühjahr einen neuen Staat.
Jede Wespenart hat ein anderes Gesicht. Wenn man genau hinschaut, kann man schon mit einer Briefmarkenlupe die feinen Unterschiede in den Gesichtern der Wespen erkennen. Mal sind es die schwarzen Striche oder die Punkte auf dem Kopfschild, mal ist es die Form der Kieferklauen. Unter den Kieferklauen kann man die relativ kurzen "Mundfühler" schemenhaft erkennen.Sie bestehen aus bis zu vier Einzelgliedern und haben abgerundete Enden. Es sind die Tastorgane der Mundwerkzeuge, die man in der Fachsprache als Palpen bezeichnet.
Selbst Wespen ein und der selben Art haben markante Unterschiede in ihren Gesichtsmustern. Es fällt außerdem immer wieder auf, dass die Wespen der selben Art ihre Kieferklauen einmal von links nach rechts übereinander schlagen, ein ander Mal von rechts nach links.
Hier sehen wir noch einmal die Kieferklauen der sächsischen Wespe im Detail, mit 100 und 160 facher Vergrößerung. Die beiden letzten Bilder zeigen den Zerfall der Augenzellen wenn die Wespe nach ihrem Tod anfängt auszutrochnen.
Die folgende Bestimmungstafel zeigt noch einmal die in Deutschland am häufigsten vertretenen Wespenarten.
Grafiken mit freundlicher Genehmigung von aktion-wespenschutz.de
Für weitergehende Information über die systematische Erforschung der Wespen sei der " Atlas der Faltenwespen Hessens " empfohlen. Das Buch wurde vom Hessenforst herausgegeben und ist im Buchhandel unter
ISBN-Nr: 978-3-9814181-2-5 erhältlich. Es kann auch direkt unter www.hessen-forst.de/fena bestellt werden.
Hier die neuesten Bilder und Berichte von Aktion-Wespenschutz aus der Wespensaison 2018. Auch eine neu eingewanderte Hornissenart, die sich momentan bei uns ausbreitet, ist in dem zweiten Link zu sehen
http://www.aktion-wespenschutz.de/Bildergalerie/Saisonbilder/2018/Saison 2018.htm
http://www.aktion-wespenschutz.de/Bildergalerie/Saisonbilder/2018/07 - Juli 2018/29.07.18 V.velutina von Ralf Schreck/V.velutina Wasser und Nektar.htm
Histologie in der Insektenforschung - ein Wespenkopf im Schnitt
Ein spezielles Gebiet in der Mikroskopie ist die Histologie. Es ist die Wissenschaft und die Lehre von der Erforschung biologischer Gewebe, um Krankheiten oder Tumore festzustellen. Bei histologischen Untersuchungen werden dünne Schnitte von den zu untersuchenden Präparaten hergestellt, die dann eingefärbt und wie ein Diapositiv durchleuchtet werden. Unter dem Mikroskop erkennt der Fachmann dann veränderte Zellgewebe oder Anzeichen von Krankheiten.
Der Insektenforscher macht mit der gleichen Arbeitsweise Untersuchungen an Insekten, indem er sie in Wachs eingießt und dann Scheibchen für Scheibchen mit einem speziellen Schneidehobel, dem Mikrotom, zerlegt.
Die folgenden Bilder zeigen solche Schnitte die ein befreundeter Kollege in mühsamer Kleinarbeit hergestellt hat.
Hier sehen wir einen Frontalschnitt durch einen Wespenkopf, der sehr schön die Sehnerven und das Gehirn der Wespe zeigt.
Es folgen ein paar Bilder von einem Längsschnitt durch den Fühler einer Wespe
Man kann die Aufhängung der Fühlerglieder und die Gelenke erkennen, mit denen die Wespe ihre Fühler bewegt.
Weitere Erläuterungen und Bilder von Schnittpräparaten findet man in dem Part "Histologisches "
Es folgt ein Größenvergleich zwischen einer normalen Wespe und einer Hornisse, bei 12,5 facher Vergrößerung.
Dabei fällt auf, dass die Hornisse eine etwas rötlichere Farbe hat als die gemeine Wespe. Der im Bild Nr.3 gezeigte Käfer befand sich im Magen der sezierten Hornisse, als der Stachelapparat freigelegt wurde. Es handelt sich bei dem Käfer um einen Blattkäfer mit Namen "Phratora vulgatissima" der in Lindenbäumen lebt. Die sezierte Hornisse wurde in einem Lindenrain am Mainufer gefunden. Bild Nr. 4 zeigt den Blick von hinten rechts, auf das "Genick" der Hornisse. Aus dieser etwas ungewöhnlichen Perspektive kann man erkennen, warum die Insekten im Allgemeinen so einen ausgeprägten Gesichtssinn haben. Durch ihre drei Augen am Hinterkopf können sie Bewegungen wahrnehmen, die weit hinter ihren Hauptaugen stattfinden.
Die gefürchtetste Waffe der Hornisse ist ihr Stachel. Es ist nicht nur ein einfacher Stachel, sondern ein ganzer Stechapparat, der bei einem Stich in Bewegung gesetzt wird. Er besteht aus dem dicken Aussenstachel und einem dünneren Innenstachel, der das Gift führt.
Hier sehen wir die Einzelteile aus denen sich der ganze "Stechapparat" der Hornisse zusammensetzt. Am unteren Ende des V-förmigen Bogens sitzt ein Gelenk. Am V-Bogen befindet sich ein starker Muskelstrang, der beim Stechen den großen Stachel wie eine Schleuder nach vorne schnellen läßt. Dabei wird der dünne, innere Giftstachel nachgeschoben und die beiden, nebeneinander liegenden Giftblasen leergedrückt.
Auf dem letzten Bild sieht man das eingetrocknete Gift, das schon auskristallisiert ist.
Auf den dritten Bild sieht man noch einmal den dünnen Stachel, der das Gift transportiert. Er ist im helleren Bereich auf linken Seite hochelastisch. Dagegen ist der vordere bernsteinfarbene Bereich des Stachels glashart. Nach dem Stich wird dieses Giftrohr, durch den großen Stachel geführt, nach vorne geschoben und das Gift wird in den Stichkanal gedrückt. Dabei ragt dieses dünne Giftrohr vorne noch einmal gut einen Millimeter aus dem großen Stachel heraus. Bei der Präparation wurde das dünne Giftrohr aus dem großen Stachel gezogen, der dabei an seiner Spitze beschädigt wurde, da das Präparat schon etwas ausgetrocknet war.
Der große Stachel hat bei dieser Hornisse eine Länge von 3,8 Millimeter, gemessen von der Spitze bis zur Mitte des trompetenförmigen Stachelansatzes.. Rechnet man nun noch die Eindringtiefe des eigentlichen Giftstachels dazu, so kommt man auf eine Stachellänge von weit über 4 Millimetern.
Wie schon erwähnt, geht der harte Innenstachel allmählich in eine hochelastische Schlauchleitung über. Diese führt an dem V-förmigen Bogen vorbei, in das obere Stachelscheiden-Teil. Die Stachelscheiden bilden die Schutzhülle für den Hauptstachel. Am Ende dieser "Rohrleitung" sitzen die beiden Giftblasen, eingebettet links vor den beiden Bögen.
Auf dem zweiten Bild sieht man die beiden Giftblasen, links unterhalb des Stachels, in denen die alkalischen und die säurehaltigen Giftbestandteile separat transportiert werden. Erst beim Stich werden die Inhalte beider Blasen vermischt und in das Giftrohr gedrückt.
Das Gift der Hornisse setzt sich aus mehreren Stoffen zusammen. In der Hauptsache sind es Acetylcholin, Serotonin und Adrenalin. Acetylcholin ist ein Esther in der Essigsäure. Das wiederum enthält den Amino-Alkohol Cholin und der verursacht die Erregung zwischen Nerven und Muskeln, was zum Schock führen kann. Auch Histamine und Dopamin wurden im Hornissengift analysiert.
Bild 2 und 3 zeigen den voll ausgefahrenen Innenstachel der Hornisse, der das Gift führt.
Auf dem vierten Bild sieht man den Stachel einer nordhessischen Hornisse. Hier wurde nach der mikroskopischen Untersuchung eine Beschädigung an der Spitze festgestellt, die schon älter sein muss. Die Spitze des Außenstachels ist abgebrochen. Der Innenstachel fehlt und ist vermutlich bei einem Stich komplett herausgerissen. Dabei ist die obere Hälfte des Außenstachels halbschalenförmig weggeplatzt. Man kann deutlich die Führungsrille des herausgerissenen Innenstachels erkennen.
Die Bilder wurden mit einer Canon 550D und folgenden Objektiven am Mikroskop fotografiert: Okularprojektion mit einem Okular Zeiss KPL-W 10x/20 Brille.
Zeiss Plan 1,0/ 0,04 fotografische Bildbreite 13 Millimeter - Stachelapparat Übersichtsbild 1
Zeiss Plan 1,25/0,04 fotografische Bildbreite 10 Millimeter - Stachelapparat Übersichtbild 2
Zeiss Plan 2,5/0,08 fotografische Bildbreite 4,8 Millimeter - Stachelapparat Übersichtsbild 3
Zeiss 10/0,22 fotografische Bildbreite 1,3 Millimeter - Stacheldetail Bild 4
Die Gefährlichkeit von Wespenstichen:
Wespenstiche können für Allergiker sehr gefährlich werden. Das Gift der Wespe enthält Toxamin, welches die roten Blutkörperchen auflöst.
Hornissen sind im Allgemeinen gefürchteter, weil sie größer sind und einen größeren Stachel haben, ihr Stich ist aber bei Weitem nicht so gefährlich, weil ihr Gift weniger toxisch ist. Das Gift der Hornisse enthält Acetylcholin das eine ätzende Wirkung im Stichkanal hat und dadurch erheblich mehr Schmerzen verursacht als ein Wespenstich. Acetylcholin ist ein Bestandteil der reinen Essigsäure, hat beim Menschen aber eine schockauslösende Wirkung, die nicht unterschätzt werden darf. Der größere Stachel dürfte beim reinen Schmerzempfinden nur eine untergeordnete Rolle spielen.
Der volkstümliche Satz: „Drei Hornissenstiche töten einen Menschen“ ist nach wissenschaftlichen Erkenntnissen absoluter Unsinn. Wespengift ist erheblich gefährlicher für einen Menschen.
Wespen verwehrt man den Zugang zum Wohnbereich in dem man Zitronenscheiben mit Gewürznelken spickt und diese in Tischnähe oder an Balkontüren und Fenstern aufstellt.
Weitere Tipps auf der Übersichtsseite von:
aktion-wespenschutz.de
Informationen über invasive Wespen und Hornissen siehe hier: http://aktion-wespenschutz.de/Wespenarten/Vespa velutina/Vespa velutina.htm
Die schwarze Schlupfwespe - Pimpla instigator
Die schwarzen Schlupfwespen zählt man unter der Ordnung der Hautflügler zu den Taillenwespen,
Familie: Ichneumonidae, Gattung: Pimpla
Sie erreichen, ohne Legestachel, eine Körperlänge von 15 bis 20 mm. Bei den gezeigten Bildern handelt es sich vermutlich um ein Männchen.
Die Flugzeit dieser Insekten dauert von Mai bis September. Die Weibchen legen ihre Eier im Sommer in den Puppen von Schmetterlingen ab. Mit ihrem Geruchssinn spüren sie die Schmetterlingslarven auf und legen je ein Ei in die Schmetterlingspuppe. Nach dem schlüpfen frisst die sich aus dem Ei entwickelte Made, die Schmetterlingspuppe von innen heraus, auf. Die Larven befallen auch andere Gelege nach dem sie ihre Wirtspuppen aufgefressen haben. Sie leben also rein parasitär.
Die Schlupfwespe legt sowohl befruchtete als auch unbefruchtete Eier in den Puppen der Schmetterlinge ab. Aus den befruchteten Eiern entwickeln sich Weibchen, aus den unbefruchteten Eiern entwickeln sich nur männliche Schlupfwespen.
Die Schlupfwespen lieben offene Mischwälder oder dichte Wälder mit großen Lichtungen. Hier findet man sie auch am Rand von Nadelwäldern.
Ihr Lebensraum erstreckt sich über ganz Europa bis weit in den asiatischen Raum.
Hier sehen wir die bernsteinfarbenen Fühlergelenke, die aus reinem Chitin bestehen. Es folgen die Bilder von einem Kniegelenk mit seinen Muskelpaketen, in 100 und 254 facher Vergrößerung, sowie zwei Ausschnitte aus der Hautoberfläche.
Die rote Schlupfwespe - Coelichneumon viola
Von den Schlupfwespen leben bei uns über 40 Unterarten. Schlupfwespen werden im Allgemeinen als Nützlinge betrachtet, da sie parasitär von den Insekteneiern der Schadinsekten leben.
Die 25 fache Vergrößerung zeigt den Kopf und Brustbereich der Schlupfwespe. Unter dem Flügel erkennt man eine Plastikfaser, die sich dort angeheftet hat. Man findet heute überall in der Natur Kunststoff-Fasern die von unserem, sich zersetzenden Plastikmüll abstammen. Wir verseuchen mit diesen Mikrofasern die gesamte Welt der kleinen Lebewesen. Letztendlich vergiften wir uns mit unserem Wohlstandmüll selber.
Leider sind bei der Präparation der toten Wespe die Fühler ein Stück abgebrochen. Die frisch geschlüpfte Wespe hat den Kälteeinbruch Anfang März 2018 nicht überstanden.